Einzelne Produktionszweige
Kartoffeln
Früher diente der Kartoffelbau vornehmlich der Eigenversorgung. Versagte die Ernte, so gab es eigentliche Hungerjahre, wie 1846, 1847 und 1848. In solchen Zeiten sahen sich die Gemeinden genötigt, eine Armensuppe zu kochen und in der Gemeindeküche abzugeben. Albert Anker hat eine solche im Bild «Die Armensuppe in Ins» (Kunstmuseum Bern) festgehalten.
Als immer mehr Moosland bebaut werden konnte - Boden und Klima eignen sich für den Kartoffelbau in ganz besonderer Weise - stellten sich Verwertungsschwierigkeiten ein.
Der Preis sank bis auf Fr. 2.50 je 100 kg. ln jener Zeit war die bäuerliche Kartoffelbrennerei weitverbreitet, was zu einer eigentlichen Kartoffelschnapspest führte. Diese Landplage konnte erst eingedämmt werden, als aufgrund der 1887 in Kraft getretenen eidgenössischen Alkoholgesetzgebung die bäuerlichen Brennereien vom Bund aufgekauft und genossenschaftliche Betriebe errichtet wurden. Diese sog. Monopolbrennereien hatten den erzeugten Sprit der Alkoholverwaltung abzuliefern. An der 1894 in Erlach gegründeten Brennereigenossenschaft Ins-Witzwil mit einem Anteilscheinkapital von Fr. 88‘000 war Witzwil mit 55% und 8 Landwirte von Ins, Vinelz, Mullen und Erlach mit 45% beteiligt. Die Genossenschaft erhielt von der Alkoholverwaltung die Konzession, jährlich 100‘000 Liter 100prozentigen Sprit herzustellen, was die Verwertung von rund 1000 Tonnen Kartoffeln ermöglichte. Die in der Hofmatte südlich der Kantonsstrasse Ins
Gampelen errichtete Brennerei nahm den Betrieb anfangs des Jahres 1895 auf. Die Geschäftsführung besorgte Direktor Otto Kellerhals, Witzwil, im Nebenamt. Als Brennermeister wirkte der frühere Witzwilaufseher Ernst Aebersold. Die Rechnungsführung oblag dem Anstaltsbuchhalter Johann Kohli. Mit der Eröffnung der Bern-Neuenburg-Bahn 1901 erschlossen sich dem Kartoffelbau neue Absatzmöglichkeiten, indem die Kartoffeln ohne vorgängige Verarbeitung den Konsumenten direkt zugeführt werden konnten.
Das Amt Erlach wurde zu einem immer bedeutenderen Produzenten von Kartoffeln, namentlich auch von Frühkartoffeln aus Siselen, Treiten, Finsterhennen und Müntschemier. Um 1910 baute man folgende Sorten an: Frühe Rosen, Imperator, Magnum bonum, Brienzer, Roster, Kaiserkrone, Märker, Uptodate, Aspasia, Silesia, Eldorado, industrie, Professor Woltmann und Weltwunder.