Die ersten Plünderungen und die schweren Einquartierungen
«Fern sei von euch jede Sorge um euer Eigentum !» So hatte Brune beteuert. Aber schon am 5.März begannen die Franzosen zu plündern, zum Teil in der Stadt, vor allem aber in deren Umgebung. So erzählt Karl Ludwig Stettler, was ihm unmittelbar vor der Kapitulation Berns widerfuhr:
«Zwei französische Husaren sprengten mit gezückten Säbeln gegen mich. Von einem Widerstand mit meinem Säbel und zwei Sackpistolen konnte ich mir wenig Ersprießliches versprechen. Sie befahlen: Gib deinen Säbel! Ich mußte gehorchen, denn die Kerls sahen ziemlich ernst aus. Dann hieß es weiter: Und deine Pistolen - und deine Uhr und dein Geld ! - Ich versuchte keine Gegenrede und gab demütig alles Geforderte her, worauf sie weiterritten.
Später vernahm ich, wie die Franken in Köniz unser Haus ausgeplündert und 50 Mann in dasselbe gelegt hätten. Mitte Mai kehrte ich nach Köniz zurück. Ich fand das Haus nicht so übel zugerichtet, als ich erwartet hatte. Am meisten gelitten hatten Schlösser und Türen - wegen der Plünderungsgier der Befreier. Die Gebäude selbst sowie die Bäume waren aber nicht beschädigt»
Schneidermeister Eggimann berichtet:
«Meinem Tochtermann in der Enge haben die Franzosen die Schränke eingeschlagen, den Keller geleert, den Hühnern die Hälse abgeschnitten, das Pferd gestohlen und das Heu weggeführt. Ein Glück, daß das Haus nicht in Rauch aufgegangen ist, als sie in einem der Zimmer ein Lamm beinahe lebendig geschunden und bei einem höllischen Feuer gebraten haben»
Ein Patrizier (Albrecht Rudolf von Büren) erzählt:
«In der Stadt mußte man sich zahlreiche Einquartierung gefallen lassen. Wir und Ougsburgers erhielten 25 Husaren mit Pferden und 12 Infanteristen. Die Pferde konnte man mit Mühe in einem Stall an der Schauplatzgasse unterbringen, die Mannschaft im damals leeren Laden und in der Hinterstube des Erdgeschosses. Eine Not war's mit Betten, Stroh und Essen.
Ein Trupp dieser neuen Gäste wollte die Treppe hinaufstürmen. Mein Vater (ich hinter ihm) trat ihnen entschlossen entgegen. Er erklärte, er habe auch in Frankreich gedient usw. Dieses Benehmen wirkte. Sie meinten: «Ah voilà, c'est un ancien militaire» - und zogen sich zurück.
Um die provisorischen Kasernen für die Franzosen auszustatten, mußte man in Eile Kissen, Decken und Leintücher abliefern. Diese Last fiel größtenteils auf die patrizischen Familien.»