Warum die Franzosen in unser Land einbrechen wollten und wie sie Freunde und Helfer gewannen – Peter Ochs und Cäsar Laharpe
Es war Ende des Jahres 1797. Die französischen Heere hatten auf dem Festlande gesiegt. Sie hatten den Österreichern nicht nur Belgien entrissen, sondern auch die Lombardei und aus ihr die sogenannte zisalpinische Republik gemacht. Das war ein Vasallenstaat Frankreichs. Nun faßte die französische Regierung, die damals aus fünf Männern bestand, den Entschluß, auch die Eidgenossenschaft zu erobern und zu unterwerfen. Warum? Wir wissen es. Die Franzosen wollten die Grundsätze der Revolution ausbreiten und ihre Macht vergrößern . Die Schweiz sollte Frankreich zudem als Durchgangsland dienen, wenn sich die Österreicher etwa wieder erhoben, um die Lombardei zurückzuerobern. Und endlich wußten die Franzosen, daß Bern einen gewaltigen Staatsschatz besaß. Nach diesem waren sie lüstern. Sie konnten ihn wohl gebrauchen; denn ihre Kassen waren leer.
Es war der französischen Regierung auch bekannt, daß es in der Schweiz Unzufriedene gab, und daß diese meinten, ihre «wahren Brüder» seien die Franzosen .Die Regenten Frankreichs schmunzelten Wir besitzen also Verbündete in der Schweiz; es gilt, noch mehr solche zu gewinnen.
Zu den Schweizern, die das neue Frankreich besonders leidenschaftlich bewunderten, gehörten der Basler Oberstzunftmeister, Peter Ochs, und der waadtländische Edelmann Friedrich Cäsar Laharpe. Beide waren Anhänger der Französischen Revolution. Ochs jubelte zum Beispiel: «Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das, was in Frankreich sich ereignet, mich entzückt, mich hinreißt, mich begeistert.»
Beide Männer stachelten ihre Mitbürger auf; beide begaben sich nach Paris, und beide riefen der dortigen Regierung, Truppen zu senden. Die Franzosen gewannen in unserem Lande aber auch zahlreiche kleine Freunde, Helfer und Helfershelfer. Da war zum Beispiel ein Utzenstorfer, namens «Fischer Sami›>. Dieser erklärte sich bereit, den Franzosen, wenn sie einmal einmarschierten, Straßen und Fußwege im Bernerlande zu weisen. Vorläufig fand er Unterschlupf beim französischen Gesandten in Basel.
Der Gemeindeobmann von Höchstetten, seines Zeichens Seifenfabrikant und Branntweinhändler, stand auch auf der Seite Frankreichs. Er war einst im «Gasthaus zur Waage» in Genf Stallknecht gewesen und erhielt nun von dort Briefe und revolutionsfreundliche Zeitungen.
Ein anderer Höchstetter ritt im Emmental herum und versuchte die Leute aufzuwiegeln.
In der Stadt Bern sehnte sich ein Teil der Regimentsfähigen «nach französischer Freiheit». Kurz, die eroberungslustigen Franzosen hatten in unserem Lande zahlreiche Anhänger, und so konnten sie es nicht nur von außen, sondern auch von innenher angreifen. . . «Die Axt war wirklich dem Baum an die Wurzel gelegt»