Wie die Schweizer über die Revolution dachten
Die Gewalttaten in Frankreich gefielen den meisten Schweizern nicht. Nach der Niedermetzelung der Schweizergarde wünschte Georg Müller, der Bruder eines berühmten Geschichtsschreibers in Schaffhausen, daß Gott die «vermaledeieten» Franzosen «für ihre Tigerwut» strafen möge.
Auch teilte er seinem Bruder mit:
«Der Tod des Königs hat in unserm Kanton gewaltiges Aufsehen erregt. Bauern und Bauernweiber, die Gemüse auf den Markt brachten, fragten allenthalben, wie es in Frankreich stehe, und als die betäubende Nachricht kam, sah ich Frauen, die sich die Haare ausrauften und überlaut weinten.»
Es gab indessen auch Schweizer, welche dachten: Die Übeltaten in Frankreich gehen vorüber; man darf sie deshalb nicht zu schwer nehmen; die Hauptsache ist, daß die Franzosen die Republik ausgerufen haben; diese ist «schön wie die aufgehende Sonne››. Solche Freunde der Revolution in unserem Lande fuhren fort, ihre Zimmer mit Bildern französischer Politiker zu schmücken. Und als Frankreich zum Schwerte griff und gegen das Ausland Krieg führte, sagten sie: «Wir wünschen der fränkischen Republik Sieg und Erfolg gegen die Könige»
Hie und da kam es vor, daß Schweizer aus Freundschaft zu den Franzosen Feste veranstalteten. So erzählen Georg Müller und ein Winterthurer:
«Mitte November 1791 haben in einem Gasthof in Winterthur Bürger aus allen Ständen wegen der siegreichen Waffen der Franzosen ein Freudenfest gefeiert mit einem Fraß und einem Gelage. Die 83 Klubisten, bekränzt mit Freiheitskappen (Jakobinermützen), soffen so lange auf die Gesundheitder Franken und auf die allgemeine Gleichheit, bis mehrere berauscht unter den Tisch sanken.»