Die Restaurationszeit 1814 -1831

Der Durchmarsch der Kaiserlichen

Die Niederlage Napoleons bei Leipzig (16.-19. Oktober 1813) zeitigte überall rasch einen politischen Wechsel. Den geschlagenen Heeren Frankreichs folgten die Armeen Österreichs, Russlands und Preußens. Da ein Teil der Armee Schwarzenberg den Weg durch die Schweiz nahm, begann besonders für die Dörfer neuerdings eine schwere Zeit. Von Weihnachten 1813 bis März 1814 zogen 195‘000 Mann, 30‘000 Reiter mit 682 Geschützen auf verschiedenen Wegen durch unser Land, sie wurden Kaiserliche genannt. Als 1. Kolonne kam die Armee Bubna mit 20‘000 Österreichern, es war eine leichte Truppe mit viel Reiterei. Sie traf am 24. Dezember in Bern ein, die Stadt feierte ihren Einmarsch mit glänzender Illumination. Der Weitermarsch erfolgte Richtung Genf. Während die Kolonnen Bianchi und Giulay durch den Jura oder über Biel zogen, setzte die Armee Graf Colloredo in Laufenburg über den Rhein und kam am 26. Dezember in Bern an. Zufolge Umdisponierung des Oberkommandos mußte sie über Aarberg-Biel nach Pruntrut, am 19. Januar war sie bereits in Montbeliard. Die Armee Lichtenstein kam von Basel und nahm von dort aus den Weg über Aarberg-Neuenburg Richtung Morteau. Das Korps des Erbprinzen von Hessen betrat in Schaffhausen Schweizer Boden, traf am 28. Dezember in Bern ein, setzte den Marsch über Aarberg-Neuenburg fort und war am 19. Januar in Dijon.

Mit dem Durchmarsch der Hauptkolonnen war die Sache nicht erledigt. Es folgten Ersatztruppen, Artillerie-Reserven, monatelang endlose Wagenzüge mit Mehl, Haber, Branntwein, Munition, große Pferde- und Ochsentransporte. Sie kreuzten mit Rücktransporten von Kranken, Verwundeten und Gefangenen. Das ging so bis Kriegsende. Sehr drückend für die Bauern waren die Fuhrungen. Die Dislokation erforderte langfristige Spanndienste. Am 16. Januar beschwerte sich Kirchlindach, es wünschte gleichmäßige Verteilung der Einquartierung. Die Regierung mußte gestehen, daß sie zu allem nichts zu sagen habe. Die Armeen brachten Seuchen bei Menschen und Tieren, in Rheinfelden erkrankte ein Achtel der Bevölkerung an Typhus. In Baggwil und Frienisberg wurden Lazarette errichtet. Ein Transport von 800 ungarischen Ochsen mitten im Winter hatte folgende Marschtabelle: 5. Januar Herzogenbuchsee, 6. Kirchberg, 7. Bern, 8. Gümmenen, 9. Murten. Wegen der Seuche waren das ungern gesehene «Übernächtler››. Nur für diesen einen Transport waren täglich 160 Zentner Heu zu stellen.

Das Amt Aarberg allein hatte von Ende Dezember 1813 bis Mitte Januar 1814 für 51‘000 Mann und 15‘000 Pferde Einquartierungstage. Am 15. März erfolgte der Durchmarsch der deutschen Legion, sie zog zur Armee Bubna in beschleunigtem Tempo. Für 1 Bataillon waren 100 Wagen zu stellen. Wegen ihrem Verhalten mußten Truppen nach Bümpliz beordert werden. Es war ein buntes Völkergemisch aus der untergegangenen österreichisch-ungarischen Monarchie, das da vorüberzog. Husaren, Dragoner, Kaiserjäger, Kreuzer, Broder, Peterwardeiner, Illyrier, Gradiskaner, Wallachen in fremdartigen, phantastischen Uniformen. Dazu bayrische Chevaux légers (Reiter), Preußen und Russen.

Österreicher und Bayern hielten gute Mannschaftszucht, ihre Führung betonte, daß sie die Schweiz als Freundesland ansehe. Die Kosaken bewahrten ihren Ruf als Ungeheuer, gegen ihre Gastgeber brauchten sie sofort die Reitpeitsche. Walperswil wurde von ihnen angezündet, wobei 16 Häuser verbrannten.

Entgegen der französischen Räuberpraxis beglich Österreich die Rechnungen nach Jahren, allerdings wurde viel abgestrichen. Bestialitäten und sinnlose Zerstörungen begingen bei den Kaiserlichen nur die Kosaken. Pfarrer Steck, der von 1807- 21 in Wohlen amtierte, hinterließ seinen Nachkommen über diese Zeit Aufzeichnungen. Er sei von den Kaiserlichen nie beraubt worden, aber er gab ihnen immer, solange er etwas hatte; Mehl und Wein wurden besonders verlangt.