Die Seestrasse
Viele Wandlungen hat das Bild der Strasse am Nordufer des Bielersees in den letzten 30 Jahren durchgemacht. Damals war der Autoverkehr noch recht mässig. Radfahrer und Fussgänger konnten gemächlich zirkulieren und sich ihres Lebens freuen. Pferdefuhrwerke waren keine Seltenheit. Am Ufer erblickte man die ersten Wochenendhäuser, umgeben von üppigem Schilf und mächtigen Weidenbäumen. Es war noch die romantische Wildnis.
1939 änderte die Generalmobilmachungund die damit verbundene Benzinrationierung den Charakter der Strasse. Die meisten Privatautos verschwanden aus dem Verkehr und die Lastwagen wurden seltener. Die Strasse hätte verlassen ausgesehen, wären nicht die Soldaten gewesen, die in den Ortschaften einquartiert waren und auf den verwaisten Parkplätzen exerzierten.
Nachts rasselten die Truppentransporte vorbei, der Juragrenze zu. Längs der Strasse änderte sich auch manches. Gemüsebeete entstanden an allen Ecken und manche Hausrebe wurde geopfert um Kartoffeln und Bohnen Platz zu machen. Städter versuchten mit ungeübter Hand aus den Ziergärtchen ihrer Ferienhäuser Nützliches zu ziehen.
Mitte Mai 1940 erlebte die Strasse unruhige Tage und Nächte, als Kolonnen von Fahrzeugen aus der Ost- und Nordschweiz in westlicher Richtung daher rollten. Das war nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Holland und Belgien, als es vielen unserer Grenzbewohner zu Hause nicht mehr sicher genug schien.
Nach einiger Zeit konnte man sie in umgekehrter Richtung wieder heimfahren sehen. Bald nach Kriegsende wuchs der Durchgangsverkehr zusehends an und steigerte sich in den nächsten 20 Jahren zum heutigen motorisierten Ansturm, dem die Strasse kaum mehr gewachsen ist.
Nochmals hat sich ihr Bild grundlegend gewandelt.