Die Schule im 17. und 18. Jahrhundert
Das furchtbare Geschehen des 30 Jährigen Krieges scheint auch in der Schweiz den Wunsch nach mehr Aufklärung, mehr Volksbildung, ausgelöst zu haben. Jedenfalls stammen die ersten urkundlichen Nachrichten über die Schule in den Oltiger Dörfern aus dem 17. Jh. Der allgemeine Eindruck ist der, daß hier die Schule von Anfang an geachtet war. Verhältnisse, wie sie Jeremias Gotthelf noch im 19. Jh. Aus dem Emmental schildert, bestanden hier kaum. Der Schulmeister scheint in diesen Dörfern immer ein geachteter Mann gewesen zu sein, die Oberschicht in den Gemeinden stand zur Schule. Mit dem Pfarrer wurde er zum Hochzeitsmahl eingeladen. Nach Dekan Schärer hielt er bei Begräbnissen die Leichenrede. Der Schulmeister konnte nicht irgend ein an Leib und Seele krankes Individuum sein!
In Wohlen wurde nach einer Inschrift das erste Schulhaus 1642 erbaut. Um 1820 hatte diese Kirchgemeinde Schulen in Wohlen, Uettligen und Murzelen mit je einem Lehrer. In Säriswil bestand eine Privatschule, in Matzwil dagegen eine neu eröffnete sog. Kommunenschule, die auch die Schüler von Wickacker, Salvisberg, Leubach und Wölflisried besuchten. In der ganzen Kirchgemeinde gab es 350 Schulkinder. Uettligen als größtes Dorf zählte 150 Schüler. Es sei eine große Schulstube, aber der Platz sei für soviel Kinder doch etwas knapp gewesen. Damals gab es nur die Winterschule und dazu Sonntagsschule in der Kirche. Den Unterricht in Handarbeiten für die Mädchen kannte man noch nicht. Die Tochter des Dekans machte zwar Versuche mit Lismen und Nähen, fand aber wenig Beifall. Eine rüstige Herd- und Viehmagd sei in der Gemeinde das, was eine Weibsperson empfehle, hieß es. Die Lehrerbesoldung bestand aus Wohnung, Holz, 1½ Jucharten Land, 5-6 Mütt Dinkel; ferner einigen Kronen Bargeld und Schullohn von den Eltern von ungenauer Höhe.
Die aufgeschlossenen Bauern von Wileroltigen zeigten sich auch sehr früh schulfreundlich. Am 24. November 1656 ersuchten die Wileroltiger die Regierung, ihnen einen Schulmeister zu bewilligen, da in ihrer Gemeinde viele Schulkinder und der Weg nach Kerzers zur Winterszeit für sie beschwerlich sei. Selbstbewußt anerboten sie sich, den Schulmeister auf eigene Kosten zu besolden. Schultheiß und Rat erließen ihnen 1659 den Anteil von 2 Kronen an die Schule zu Kerzers. Dagegen mussten die Kinder für den Gesang immer noch in die Kirche zu Kerzers gehen, dafür entrichteten ihre Väter 6 Batzen und 2 Kreuzer.
Eine Nachricht von der Schule zu Ferenbalm trägt das Datum 21. August 1665. Die Gemeinde gelangte an die Obrigkeit, weil diejenigen, die Güter zu Ferenbalm hatten, wie Venner Herrenschwand in Gempenach und Gahry zu Altfühlen (Altavilla) sich weigerten, an die Schulmeisterbesoldung einen Beitrag zu leisten. Nach zwei Jahren bestätigte die Regierung, daß alle ihren Beitrag leisten müßten. Im Jahr 1669 ist von der Erbauung eines Schulhauses die Rede. Schultheiß und Rät gaben das Recht zur Pfändung, ja sogar «zur gefenglichen Verhaftung» derer, die sich weigerten, daran oder an den Lehrerlohn einen Beitrag zu leisten.
1667 wurde der Lohn des Schulmeisters zu Balm auf 12 Kronen und 3 Batzen und 39½ Mäß Korn festgelegt. Es sollte aber Währschafts Mischelkorn sein, in dem weder Gerste noch Haber sei. Mit den üblichen Naturalien, wie Wohnung, Land und Holz, war das damals keine schlechte Besoldung.
Ein Verteilungsschlüssel von 1722, wie die einzelnen Dörfchen oder Höfe die Schullasten zu tragen hatten, zeigt folgendes Bild:
Bild Tabelle S.109
Das Einkommen von einem Jahrhundert zum andern scheint nicht der Geldentwertung entsprechend erhöht worden zu sein, in Balm unterrichteten zudem bereits zwei Lehrer. Der Kollege in Laupen war 1743 mit 40 Kronen besser daran. Bei der Landzuteilung 1793 im großen Moos wurde angesichts der geringen Besoldung der Schulmeister jedem der drei Dörfer Wileroltigen, Golaten und Gurbrü 4 Jucharten besonders zugesprochen.
Eine andere Statistik zeigt das Verhältnis Einwohner-Schulkinder:
Tabelle S.110
Dekan Wassmer förderte nach seinem Amtsantritt in Wohlen einen Schulhausneubau in Murzelen im Jahr 1670. Das Geld wurde besonders durch freiwillige Steuern aufgebracht; eine erste Sammlung
ergab 130 Kronen 11 Batzen 2 Kreuzer. 35 Bürger, die nichts gaben, wurden in einem besondern Verzeichnis bekanntgegeben.
Unter den Ausgaben sind folgende Handwerkerrechnungen aufgeführt:
Zimmermann 59 Kronen
Schlosser 13 Kronen 10 Batzen
Hafner 6 Kronen
Glaser und Tischler 26 Kronen 5 Batzen
Maurer 14 Kronen 18 Batzen
Dachdecker 6 Kronen 17 Batzen
Total Ausgaben 179 Kronen, heute ungefähr 21 500 Franken. (1962)
Es ist zu bedenken, daß durch Jahrhunderte billig gebaut wurde, vorwiegend aus Holz. Dieses wurde meistens schenkungsweise gegeben, ein Brauch, der sich bis heute erhalten hat. Die Wohledlen Frauen Anna v. Erlach von Oberdettigen und Frau Manuelin gaben jede etliche Fuder Holz. Dekan Wassmer gab 8 Taler, dazu 30 Kronen Unkosten unentgeltlich.