Licht in der Trübnis
In jenem düsteren Winter 1918/19 lud eine österreichische Dame 500 Wienerkinder zu einem Ferienaufenthalt in die Schweiz ein. Sie wurden in verschiedenen Gasthöfen des Kandertales untergebracht. Dieses Beispiel wirkte. Es entstanden in kurzer Zeit etwa 30 schweizerische Komitees, die sich zur Aufgabe machten, Auslandkinder für einige Zeit in der Schweiz zu versorgen. Im Jahre 1919 weilten aus Deutschland und Österreich über 40 000 kleine Gäste bei uns. Ungarnkinder kamen noch jahrelang.
Es bildeten sich auch Vereine, die Arzneien, Kindernahrungsmittel, Kinderwäsche und Kleider für Erwachsene nach Österreich, Serbien, Polen und Rußland sandten und in zahlreichen ausländischen Städten Suppenküchen und Speiseanstalten unterhielten.
Leider ist all das, was die Schweiz getan hat, wohl nicht viel mehr als ein Tropfen auf einen heißen Stein gewesen. Doch erklären die an Ort und Stelle Gereisten, daß oft mit einem kleinen Aufwand viel geholfen werden konnte. Zum Beispiel fühlten sich die Ferienkinder in ihrer alten Heimat, auch nachdem sie nicht mehr rund und dick waren, meist viel wohler und gesünder als einst.
Wir dürfen uns auch nicht vorstellen, die Schweiz sei das einzige Land gewesen, das in und nach dem Krieg das Elend in der Welt ein wenig lindern half. Auch Schweden, Dänemark und andere Staaten haben Ähnliches geleistet. Doch hat die Schweiz durch ihr Beispiel andere Völker mitgerissen.