Die Zwischenmahlzeiten kommen auf, und die Zwilchkleider verschwinden
Um 1876 berichtete ein Pfarrer in Eggiwil:
«Die ältesten Leute im obern Emmental erinnern sich noch, daß das Mittagessen erst um drei Uhr nachmittags auf den Tisch kam. Noch heutzutage geht der Küher auf der Alp nach Genuß einer Tasse „Warms“ an die Arbeit. Erst nachdem die steigende Sonne die Kühe in den Stall getrieben hat und das Melken vollendet ist, kommt das Frühstück mit guter „Nidle“ auf den Tisch. Darauf gehen die Knechte auswärts an die Arbeit und kehren erst gegen vier Uhr abends zurück, wenn die Sonne sich zu neigen beginnt und die Kühe bald wieder ausgelassen werden müssen. Der Senne hat unterdessen mit Hilfe seines Handlangers den Käse und Ziger bereitet, die Schotte zur Zuckersandsiederei getragen, das Kessi gefegt, die Küche gescheuert und alles aufgeräumt. Nun erst wird das Mittagessen aufgestellt: Kartoffeln, Käse, Brot und Zigermilch.»
Karl Uetz, Lehrer in Fankhaus bei Trub, berichtet:
«In Trub hatten die Zwischenmahlzeiten Mühe, sich durchzusetzen. Christian Wüthrich, der als gastfreundlicher Mann bekannt war, ließ sich erst 1868, als er sein Haus baute, herbei, den Bauhandwerkern Znüni zu geben. Seine Mutter konnte ihm diese Verschwendung nie verzeihen: Der Hung, Hung, Christe, mi het früecher o müeße hert wärche; duzme (dazumal) het me o nüt vo Znüni gwüßt un isch gsünger u zfriedner gsy derby.»
Der Dichter und ehemalige Lehrer Simon Gfeller schreibt:
« Mein Vater erzählte, wie er um 1845 vom Morgen bis am Mittag und vom Mittag bis am Abend Furchen gehackt habe. Von Zwischenmahlzeiten wußte man nichts, und den Hackern fiel vor Müdigkeit und Hunger fast der Rücken entzwei. Als dann das Z‘nüni und Z‘vieri aufkam, haben die Bauern Zeter und Mordio geschrien, eine solche Neuerung sei der Untergang des ganzen Bauernstandes.
Auf der Egg bei Lützelflüh hat mir seinerzeit ein alter Mann erzählt, daß er (auch ungefähr um 1845) im Acker gehackt habe für einen Taglohn von 28 Rappen; sein Kamerad erhielt 25 Rappen. Als er in die Unterweisung gegangen sei, habe ein einziger Knabe, ein reicher Bauernsohn, Halbleinkleider getragen, alle andern zwilchene.
In Zwilchkleidern seien viele auch zur Predigt gegangen.»