Die erste schweizerische Alpenbahn

1867 war die Brenner-Bahn dem Betrieb übergeben worden. Sogleich nahm der Verkehr auf den schweizerischen Alpenstraßen ab, und die Zoll- und Posteinnahmen der Eidgenossenschaft gingen zurück.

Wie sollte das erst herauskommen, wenn der geplante Mont-Cenis-Tunnel (der dann 1871 eröffnet wurde) eine direkte Verbindung zwischen Frankreich und Italien herstellte?

Der Schweiz drohte die Gefahr, umfahren zu werden. Schon lange hatte man von einer Alpenhahn gesprochen. Aber die einen wollten eine Lukmanier-, die andern eine Simplon- und die dritten eine Gotthardbahn. Schließlich erklärte Italien, es werde nur eine Gotthardbahn mit Geld unterstützen.

Die deutschen Staaten faßten 1869 den gleichen Beschluß. Damit war entschieden, was für eine Linie zu wählen war; denn ohne deutsche und italienische Mithilfe konnte die Bahn nicht gebaut werden. Nachdem ein Staatsvertrag zwischen Italien, Deutschland und der Schweiz die Baukosten verteilt hatte, entstand 1871 die Gotthardbahn-Gesellschaft. Ihr eigentlicher Urheber und erster Präsident war Alfred Escher. Er leistete eine gewaltige Arbeit für die Unternehmung, erntete aber Undank und Kränkung, weil das Werk weit mehr kostete, als die Ingenieure berechnet hatten.

Bissige Zeitungsartikel, Schmähbriefe und Verleumdungen nagten an ihm. Er mußte als Präsident zurücktreten, und als der Durchschlag des Tunnels (1880) in Luzern gefeiert wurde, lud man ihn nicht zur Festlichkeit ein. Im Augenblick jener schweren Geldsorgen entrichtete (neben Deutschland und Italien) die Eidgenossenschaft einen neuen Beitrag von einigen Millionen Franken.

Im Mai 1882 konnte die ganze Linie mit Festen in Luzern und Mailand eingeweiht werden. Die zwei Männer, die am meisten für das Werk gearbeitet hatten, waren nicht unter den Feiernden:

Der Erbauer der Bahn, der Genfer Ingenieur Louis Favre, war schon kurz vor dem Durchbruch des großen Tunnels an einem Herzschlag gestorben, und der Gründer der Gotthard-Gesellschaft, Alfred Escher, litt an einer Krankheit, der er Ende des Jahres erlag.