Wer soll die Bahnen in der Schweiz bauen?
Genau um die Mitte des Jahrhunderts beauftragte der Bundesrat zwei Engländer, unter ihnen den Sohn Georg Stephensons, ein Gutachten auszuarbeiten, wie ein Schweizerisches Verkehrsnetz anzulegen wäre.
Die zwei Experten empfahlen, den Genfer- mit dem Bodensee zu verbinden und eine Linie von Basel über Baden-Olten nach Luzern zu führen. Und zwar sollte man, wo immer möglich, Wasserstraßen benutzen, z. B. Genf-Morges, Yverdon-Solothurn. Nur die Verbindungs- und Ergänzungsstrecken sollten durchschient werden.
Die Angelegenheit wurde 1852 in der Bundesversammlung besprochen. Die Hauptfrage war: Wer soll die Bahnen bauen, der Staat (Bund) oder private Gesellschaften?
Die Anhänger des Staatsbaues und Staatsbetriebes erklärten: Nur wenn der Staat die Aufgabe übernimmt, entsteht ein planvoll angelegtes Liniensystem. Die Gegner erwiderten: Die ausländischen Bahnen rentieren meistens nicht gut; darum ist es besser, wenn die Bahnen nicht mit Bundesgeld gebaut werden.
Auch fürchteten sie, der Bund würde die Wünsche der einzelnen Kantone und Landesteile nicht genügend berücksichtigen. Der Zürcher Politiker Alfred Escher war gegen, der Berner Jakob Stämpfli für den Staatsbau. Mit großer Mehrheit wurde Privatbau beschlossen. Die Kantone erhielten das Recht. den Eisenbahngesellschaften die Bewilligung (Konzession) zum Bau von Linien zu geben oder zu versagen.
Der Bund durfte die Anlage einer Linie nur dann verbieten, wenn sie für das Militärwesen schädlich sein würde. Auch konnte der Bund gegen den Willen eines Kantons eine Bewilligung erteilen, falls die geplante Bahn für die Eidgenossenschaft oder einen großen Teil derselben von besonderem Nutzen war. Erst 20 Jahre später und dann ganz besonders 1874 erhielt die Eidgenossenschaft weitere Rechte im Eisenbahnwesen.
Nach dem Entscheid von 1852 bildeten sich rasch Aktiengesellschaften zum Bau und Betrieb von Bahnen. Eine besonders wichtige gründete jener Alfred Escher von Zürich, der Eisenbahnkönig, wie er bald genannt wurde. Seit 1853 schuf seine Gesellschaft eine Reihe von Linien von Zürich aus, z. B. Zürich-Winterthur-Romanshorn; Zürich-Aarau; Zürich-Luzern. Andere Gesellschaften bauten in der Zentral- und Westschweiz.