Aus den Briefen der Familie Sulzer
An Johann Jakob in der Fremde
« Dein lieber Brief hat uns herzlich gefreut. Du versagst dir beinahe alle Freuden, um ja keine Zeit zu versäumen, recht viel nützliche Kenntnisse zu sammeln. Das ist gut und brav von dir. Allein wir finden, daß du dich auch gar zu sehr anstrengst. Du mußt dir doch auch zuweilen eine Erholung gönnen, damit du nicht krank wirst.Auch mußt du des Nachts nicht allzulang zeichnen und schreiben, besonders nicht zwischen Licht und Dunkel. Handle in allem, was du dir vornimmst, mit Überlegung. Doch halte nie zu viel auf dichselbst und deinen Verstand, sondern richte dich nach Gott und bitte ihn um ein demütiges, weises und verständiges Herz.
Die Mutter.
Von morgens vier Uhr bis abends acht Uhr lebt alles an mir; ich bin gesund wie noch nie. - Nimm mit dem Auge alles auf in allen Gießereien. Ich wollt', ich könnte wandern von einer Stadt zur andern.Hier sende ich dir 160 Franken. Ich will, daß du bessere Nahrung habest. Du kannst hier einmal eine wichtige Rolle spielen. Meine Werkstatt ist artig, doch zu klein, um einmal etwas Größeres betreiben zu können. Ich empfehle dich in die Obhut Gottes.
Der Vater. ››
An Salomon
« Sobald ich ein wenig ausgeruht habe, werde ich dem Vater eine Bohrmaschine machen und die Schmelzöfen abändern. Ich empfehle dir, alles aufzuschreiben, was dir neu ist und anwendbar erscheint. Sodann wünsche ich, daß du in eine Eisengießerei kommen könntest, weil ich sehe, wie ungeheuer viel Eisenguß im Kanton Zürich gebraucht wird. Nach meiner Ansicht wird diese Art Gießerei täglich zunehmen und am Ende für jedes Fach unentbehrlich sein. Wir müssen bestimmt darauf sehen, daß nicht ein anderer uns in den Weg kommt.
Johann Jakob ›› (kurz nach seiner Heimkehr).
«Ein innerer Ruf und Träume sagten mir, daß wir beide einmal eine Stütze an Jacques (Johann Jakob) haben werden. Ich bemerke wohl, daß man um ihn buhlt. Allein, wenn schon sein Charakter etwasrascher geworden ist, so besitzt er doch große Liebe gegen Eltern undBruder
Der Vater.» Johann Jakob an seinen Sohn« Denke an meine Lage im Jahre 1349 in England, wo ich ankam und derjenige, den ich hätte als Begleiter haben sollen, unerwartet nach Triest berufen worden war. So stand ich mitten in London,ohne englisch zu können und ohne Bekannte. Meinst du, das hätte mich veranlaßt, umzukehren? Bewahre! Ich empfahl mich dem lieben Gott, der mich immer so gütig leitete, setzte mich hin und schrieb nach Hause, daß ich statt sechs Wochen nun zwölf brauchen werde und nicht eher nach Hause zurückkomme, als bis ich etwas gelernt und England gesehen habe.
Dann im Jahre 1854 fiel ich und hob die Achsel aus dem Gelenk. Damals zogen sechs Mann an meinem Arm, und sieben Mann hielten mich; es ging aber nicht, ich mußte chloroformiert werden. Zwei Tage lag ich im Fieber; am dritten oder vierten bestellte ich mir einen Englischlehrer. Der gab mir täglich eine Stunde und eine Menge Aufgaben zum Auswendig lernen. Schon in den ersten acht Tagen holten meine Angestellten Rat bei mir, und nach 14 Tagen wurde ich dadurch so behindert, daß ich meinen Aufgaben nicht genügen konnte.»
Johann Jakob Sulzer an einen Bekannten« Ich scheine mir manchmal, wenn ich gedrückt bin, nicht mehr der zu sein, der ich früher war. Geschäfts-, nicht Geldsorgen machen mich alt.Darum muß es anders werden. Es ist ein Treiben und Jagen, das über meine Kräfte geht. Macht etwa Geld des Menschen Glück aus? Nein. Es gewährt eine gewisse Beruhigung, in den Unternehmungen nicht gehemmt zu sein; aber die Arbeit ist die Würze des Lebens . . . »