Gründung der Eisengiesserei
Am Neujahrstag 1834 beriet Vater Sulzer mit seinen zwei Söhnen, ob es zu wagen sei, in Winterthur eine Eisengießerei zu errichten.
Sie hatten den Plan schon oft erwogen und entschlossen sich jetzt dazu. Salomon kehrte. für kurze Zeit in eine große mechanische Werkstätte im Elsaß zurück, in der er zuletzt gearbeitet hatte. Er sollte die Einrichtungen genau studieren und womöglich die Fabrik ausmessen.Zum Bauen fehlte noch die Hauptsache, das Geld.
Damals konnte ein Unternehmer das notwendige Kapital in der Regel nicht in einer Bank leihen, sondern mußte versuchen, es bei reichen Bekannten zusammen zubringen. So auch Vater und Söhne Sulzer. Es gelang ihnen. Anfangs April wurde der Grundstein gelegt.Von da an ging es mit dem jungen Unternehmen rasch vorwärts, für Vater Sulzer gelegentlich zu rasch.
Einmal erklärten die Söhne, es sei notwendig, einen neuen Schmelzofen einzurichten. Der Vater, etwas ängstlich geworden, wollte nicht. Er meinte, ein solcher Ofen koste viel Geld, und sobald die Arbeit abnehme, sei er nutzlos. Da schafften die Söhne heimlich das Material herbei, und in einer Nacht ließen sie den Ofen aufsetzen. Als der Vater am andern Morgen in den Raum trat und den sieben Meter hohen Koloß erblickte, begann er zu fluchen.
Allein das Ungeheuer war nun einmal da, und bald zeigte es sich, daß die Neuerung rentiere.Besonders schwer wurde es dem Vater, seine Zustimmung zu geben zu den beständigen Anschaffungen, Erweiterungen und neuen Bauten, welche die Söhne als notwendig erachteten, wenn man die stets zunehmenden Aufträge übernehmen wollte. Er fürchtete und erklärte offen, wenn das so fortgehe, so würden die Söhne sich überbauen und verlumpen. Ihm war es unerwünscht, daß die Werkstatt zur Fabrik wurde.
Er wollte bloß ein angesehener Handwerker sein und kein lndustrieherr. Das ständige Vergrößern des Geschäftes war aber nicht zu umgehen. Die Gelderfolge blieben auch nicht aus; aber Vater Sulzer schüttelte den Kopf über die neue Zeit.
Im Gründungsjahr der Gießerei hatten Vater und Söhne die Arbeit mit zwei Gießern und zwei Taglöhnern begonnen. Nach zwei Jahren standen zwölf Gesellen in der Werkstatt, alles Preußen, denen im Hause Tisch und Bett bereitet wurden.
Die Mutter und die junge Frau Johann Jakobs hatten schwere Zeiten. _ Ohne ihr unermüdliches Sorgen und Arbeiten hätte die Fabrik nicht so rasch wachsen können, und vielleicht sähe sie heute völlig anders aus. - Bald waren über 30 Arbeiter eingestellt. So viele konnten natürlich nicht in die Familiengemeinschaft aufgenommen werden.
1851 waren 300, elf Jahre später 500 Arbeiter in dem Betriebe beschäftigt; heute sind es, die Schwesterfirmen in Ludwigshafen und Paris mit eingerechnet, ungefähr 9400.(1930) Nach der Integration von Escher Wyss 1969 waren es schon über 30'000 Mitarbeiter. Nach etlichen Umstrukturierungen im 21. Jahrhundert beträgt die Arbeiterzahl noch 13'700
Die Brüder Sulzer arbeiteten selber sehr streng. Zeichnungen, Kostenberechnungen und Buchhaltung besorgte Johann Jakob oft in der Nacht.Bei der Wahl der Angestellten gingen sie vorsichtig zu Werk. Von großer Bedeutung war, daß es ihnen gelang, den Engländer Charles Brown als Mitleiter zu gewinnen.
Brown arbeitete während 20 Jahren in den Sulzerschen Werken. Später (1891) half dieser unermüdliche Erfinder seinen Söhnen eine Fabrik für Elektrotechnik in Baden gründen. Aus ihr entstand die Aktiengesellschaft Brown-Boveri, die heute Weltruf genießt. Charles Browns Erfindungen sind der schweizerischen Industrie zu gut gekommen. Umgekehrt hat in jener Zeit ein Schweizer Ingenieur, Georg Bodmer, der in England wirkte, die englische Industrie gefördert. Das ist ein Beispiel dafür, daß die Völker Grund haben, einander für gegenseitige Hilfe zu danken.