Johann Jakob Sulzers Lehrjahre

An einem schönen Sommermorgen des Jahres 1327 machte sich der 21 jährige Johann Jakob Sulzer aus Winterthur mit dem Felleisen am Rücken, nach Handwerksburschenart, auf, um sich in der Fremde als Mechaniker weiter auszubilden.

Zu Hause blieben zurück ein um drei Jahre jüngerer Bruder Salomon und die Eltern: Eine fromme, sehr arbeitsame Mutter und ein rühriger Vater, der mit ein paar Arbeitern in seiner Werkstatt Holz, Eisen, Messing, Horn und Bein drechselte, Feuerspritzen baute und wöchentlich einmal Messing goß. Wichtiger als Messingguß wäre der damals in der Schweiz noch wenig bekannte Eisenguß gewesen. Spinnereien und Webereien hatten nämlich eine Menge von Maschinenbestandteilen notwendig, und Messing- oder Bronzeguß war hierzu zu teuer.

Im Eisengießen war gerade ein neues Verfahren im Werden. Das beschäftigte alle denkenden Gießer und Mechaniker; so auch den Vater Jakob Sulzer. Sein ältester Sohn sollte und wollte nun vor allem dieses Eisengießen kennen lernen. Vater und Sohn spürten: Eisen wird von Tag zu Tag wichtiger; wer künftig vorwärts kommen will, der muß Eigenschaften und Bearbeitungsarten dieses Metalles durch Bücher und technische Schulen gründlich kennen lernen. „Die Theorie zu studieren, ist eine Hauptsache“, so pflegte der Vater zu sagen.

 Johann Jakob Sulzer wanderte zunächst nach Bern und trat hier in die mechanische Werkstätte von Ulrich Schenk ein, dem Vater des späteren Bundesrates Schenk.

Nach einiger Zeit nahm Sulzer Arbeit in Le Locle an. Er traf es jedoch nicht gut. Als Schlafstelle wurde ihm ein Platz unter einer Treppe angewiesen, wo über seinem Kopfe Ratten ihre Sprungübungen machten. Bald wanderte er weiter, über Genf nach Lyon, und fand hier in einer Eisengießerei als Geselle Anstellung. Er war in einer üblen Lage. Da er den Eisenguß nicht kannte, mußte er den Mitgesellen unauffällig ihre Kunst abgucken.

Beim Herstellen der Sandform, in die das rotflüssige Eisen gegossen wird, machte er bei seinem ersten Versuch den Gasen nicht genügend Weg. So flog das Stück in die Luft.

Drei Jahre nachdem er Winterthur verlassen hatte, traf er in Paris ein. Er besuchte hier ein Technikum und besprach mit seinen Professoren viele Fragen, die der Vater ihm brieflich stellte. Er war überaus lernbegierig und verlor keinen Augenblick sein Ziel aus dem Auge. Die Mutter mußte ihn von Zeit zu Zeit vor Überanstrengung warnen. Nach etwa anderthalb Jahren trat er in eine große Eisengießerei ein. Bald zeichnete er auf dem Bureau Maschinen; bald arbeitete er in der Gießerei, wo er vieles erproben durfte, was er vorher gezeichnet und sich ausgedacht hatte.


Nach fünfjähriger, streng ausgenutzter Wanderzeit kehrte er nach Winterthur zurück, da in Paris (1832) die Cholera ausgebrochen war. Unterdessen hatte der jüngere Bruder, Salomon, sich in München auszubilden begonnen, und zu Hause hatte der Vater sein Geschäft vergrößert.