7. Anfänge einer internationalen Regelung der Arbeitsverhältnisse
Wie einst die Glarner Regierung wünschte, daß die Kantone gemeinsam Bestimmungen über die Arbeitszeit in den Fabriken aufstellen möchten, so dachte später der schweizerische Bundesrat:
Die verschiedenen Staaten sollten die Arbeiterfragen gemeinsam besprechen und wenigstens teilweise gemeinsam ordnen; denn die Konkurrenz erfordert, daß die gesetzlichen Vorschriften über Arbeitsdauer, Schutz vor gefährlichen Maschinen usw. in den verschiedenen Ländern eine gewisse Gleichmäßigkeit zeigen.
Ein einzelnes Volk kann diese Fragen nicht unabhängig von allen andern Völkern ordnen. Heute erkennt man das immer deutlicher. Es ist darum gut, daß nach dem großen Weltkrieg ein internationales Arbeitsamt geschaffen worden ist.
Im Friedensvertrage von Versailles ist bestimmt:«Die hohen vertragschließenden Teile haben vereinbart, daß eine ständige Einrichtung - das Internationale Arbeitsamt – begründet wird. Es wird von einem Verwaltungsrat geleitet, der aus 24 Mitgliedern besteht, nämlich zwölf Vertretern der Regierungen, sechs Vertretern der Arbeitgeber und sechs Abgeordneten der Arbeiter.
Das Internationale Arbeitsamt zieht Erkundigungen ein über alle Tatsachen, die wichtig sind für die internationale Regelung der Arbeitsverhältnisse. Es stellt Entwürfe auf für Landesgesetze oder fürinternationale Übereinkommen.Einen solchen Entwurf muß ein jeder Mitgliedstaat beraten; es steht ihm aber frei, ihn anzunehmen oder zu verwerfen. »Man könnte nun glauben, wenn kein Land zur Annahme einer Übereinkunft zwischen den verschiedenen Völkern (z. B. über die tägliche Arbeitsdauer) gezwungen werden kann, so nützt dieses internationale Amt nichts.
Es ist aber nicht so. Das Amt stellt Angaben über Arbeitszeit, Löhne und Fabrikeinrichtungen fast aller Staaten der Welt zusammen und veröffentlicht sie. So kann man bequem feststellen, wo die Arbeiter am meisten und wo sie am wenigsten geschützt sind. Da in der Regel nun kein Staat gern im Rufe steht, Arbeiterunfreundlich zu sein, werden schlechte Zustände eher verbessert, als wenn es kein solches Amt gäbe. Auch weisen ungünstig gestellte Arbeiter auf die günstigeren Verhältnisse in andern Staaten hin.