Arbeitervereine und Arbeiterpartei

Wie die englischen, so kamen auch die schweizerischen Arbeiter zur Überzeugung: Wir müssen uns zusammenschließen und unsere Ziele gemeinsam zu erreichen suchen. Es gilt zum Beispiel, Hilfskassen zu gründen, um uns gegenseitig zu unterstützen bei Krankheit, Unfall oder Arbeitslosigkeit, und wir wollen mit den Arbeitgebern gemeinsam verhandeln über Lohn und Arbeitszeit.

So entstanden seit Beginn der Vierzigerjahre bald da, bald dort Arbeitervereine. Die Fabrikanten sahen diese Vereinigungen ungern und bekämpften sie. Zum Beispiel verbot eine Zürcher Firma ihren Arbeitern den Besuch derartiger Vereinsversammlungen bei Strafe der Entlassung, und als das Verbot übertreten wurde, führte sie ihre Drohung aus (1845/46).

Als der Zürcher Lehrer und spätere Professor und Regierungsrat J. J. Treichler in jenen Jahren über Arbeiterfragen Vorträge hielt, die bei der Arbeiterschaft großes Interesse fanden, verlangten die Fabrikanten von der Regierung ein Verbot. Sie willfahrte.

Infolgedessen mußte Treichler seine Vorträge aufgeben. Es bildete sich in der Schweiz erst 1870, gut 20 Jahre später, eine selbständige Arbeiterpartei.

In einer seiner Schriften legte Treichler dar:

« Wir fordern Arbeiterschutzgesetze, Anstellung von Fabrikärzten und Fabrikinspektoren, Errichtung von Werkstätten, um arbeitslosen Arbeitern Arbeit zu verschaffen. Wir wollen keine Güterverteilung, wie so viele fälschlich behaupten; aber wir werden, wie gesagt, unermüdlich dafür kämpfen, daß der Staat jedem Bürger, der arbeiten will, ein ordentliches Leben möglich mache.»