Fabrik und „Fabrikler“
Der Pfarrerssohn Fridolin Schuler, der 1832 in Bilten in der Linthebene geboren wurde und sich 1855 in Mollis als Arzt niederließ, erzählt:
«Mit einem Kameraden von Bilten kam ich wiederholt in eine große Spinnerei mit widerwärtigen Sälen, halbnackten, schweißtriefenden Arbeitern und Scharen jämmerlich aussehender Kinder.
Ich sah mit Entsetzen die Leute, bedeckt mit Baumwollstaub, in verpesteten Räumen eilfertig arbeiten.Weit weniger abschreckend wirkten auf mich die oft wiederholten Besuche in der Kattundruckerei meiner Verwandten in Netstal. Färberei und Buntdruck schienen mir mit jedem Besuch interessanter.So begann bei mir der Plan aufzutauchen, Chemiker zu werden.
Meine Mutter war sehr dafür; der Vater aber hatte Abscheu vor allem, was Fabrik hieß.Unzählige Male hörte ich, wie die Leute in dem rein landwirtschaftlichen Bilten mit einer gewissen Mißachtung von den „Fabriklern“ sprachen.
Mit großem Mitleide hörte ich von zwei alten Jungfern reden, die Sommer und Winter um vier oder fünf Uhr, sich fast eine Stunde weit, auf den Weg in die Spinnerei an der Ziegelbrücke machen mußten und erst in der Nacht wieder heimkehrten.»