Das Ringen nach einem einigen deutschen Reich
In dieser Revolutionszeit begannen die Neugesinnten auch für ihr zweites Ziel wieder zu kämpfen: Die Einigung. Sie dachten: So wie die schweizerischen Kantone sich zu einem einheitlichen Bunde zusammenschließen, so sollen sich auch die verschiedenen deutschen Staaten zu einem Gesamtvaterland verbinden. Menschen, welche die gleiche Sprache sprechen und dem Blute nach innerlich verwandt sind, sollen auch einen gemeinsamen Staat miteinander bilden. So fühlten die Völker ja seit der Herrschaft Napoleons.
Ganz besonders aber drängten zur staatlichen Einigung, genau wie in der Schweiz, die neuen Verhältnisse in Gewerbe, Handel und Industrie. Auch hier stellte sich infolge der Maschine und der Fabrik ein größeres Austauschbedürfnis ein. Den freien Verkehr und die billige Herstellung der Güter hemmten aber, um 1815 und noch später (ebenso wie in der Schweiz), die vielen Zölle und die Verschiedenheit von Maßen, Münzen und Gewichten.
Über die Binnenzölle und ihre Folgen klagte eine Bittschrift von 1819:
« Achtunddreißig Zollinien lähmen den Verkehr im Innern Deutschlands. Um von Hamburg nach Österreich, von Berlin in die Schweiz zu handeln, hat man zehn Staaten zu durchschneiden, zehn Zollordnungen zu studieren, zehnmal Durchgangszoll zu bezahlen. Trostlos ist dieser Zustand für Männer, welche wirken und handeln möchten. Mit neidischen Blicken schauen sie hinüber über den Rhein, wo ein großes Volk vom Kanal bis an das Mittelländische Meer, vom Rhein bis an die Pyrenäen, von der Grenze Hollands bis Italien auf freien Flüssen und offenen Landstraßen Handel treibt, ohne einem Zollbeamten zu begegnen.»