Ein siegreicher Oberst und eine weinende Schuhmachersfrau

Eduard Bähler:

«Etwa zwölf Tage nach jenen Ereignissen an der Freiburgergrenze war ich wieder in Bern. Schule und Unterweisung hatten schon angefangen. Da hieß es eines Tages, die Division Ochsenbein komme von Luzern zurück. Ich eilte den Soldaten bis auf die Papiermühlestraße entgegen. Es war ein langer Zug von acht Bataillonen, fünf Batterien, zwei Kompanien Dragoner undsechs Kompanien Scharfschützen. Meine Kompanie hatte ich bald gefunden, und ich wurde von der Mannschaft gleich wieder erkannt und begrüßt.

Nun geschah ein großer Triumpheinzug über die neue Nydeckbrücke die Stadt hinauf bis zum Bärenplatz. Voran ritt ich - glaube auf einem Schimmel - in einem mit schwarzem Pelz verbrämten, dunkelgrünen Rocke und mit einem sogenannten Grasbogenhut der Divisionär Ulrich Ochsenbein, hinter ihm fast zwanzig Offiziere. Dann folgten die Truppen und zuletzt verschiedene Leiterwagen, mit luzernischen Waffen und Landsturmfahnen beladen und ausstaffiert.

Die ganze Division stellte sich unter großem Volksgedränge auf dem Waisenhaus- und Bärenplatz auf und wurde dann für eine Nacht bei den Bürgern einquartiert.

Mitten im Siegesjubel weinte im Hause neben uns an der Neuengasse eine arme Schuhmachersfrau mit ihren Kindern. Ihr Mann war nicht wiedergekommen.»