Die sieben Orte halten nicht gut zusammen

Bernhard Meyer:

«Gegen drei Uhr verließ ich mit meinen Kollegen und den Gesandtschaften von Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug die Bundesstadt. Wir traten die Rückreise durch das Emmental an. Auf dem Kutschbock meines Wagens saß mein Weibel im Mantel mit der Standesfarbe.

Die Nacht war bereits eingebrochen, als wir Signau erreichten, wo wir anhalten mußten, um unsern Pferden ein Zwischenfutter zu geben. Das Dorf wimmelte von Truppen, und alle Gasthäuser waren angefüllt. Wir mußten im Gastzimmer mitten unter bernischen Soldaten Platz nehmen und waren erstaunt, daß nicht das leiseste beleidigende Wort fiel.
Spät in der Nacht langten wir in Escholzmatt, dem ersten Dorf auf luzernischem Gebiete, an.

Ich ließ sofort die Pferde wechseln, setzte mich in einen Zweispänner und eilte in raschem Trabe Luzern zu. Bereits um vier Uhr morgens, den 30. Oktober, hatte ich Luzern erreicht. Ich eilte sogleich in die Wohnung des Herrn Siegwart, berichtete über den Verlauf der Tagsatzung und flehte ihn an, allesaufzubieten, um den Kriegsrat und unsern Oberkommandanten zu bestimmen, sofort loszuschlagen.

Siegwart war mit mir vollkommen einverstanden, verhehlte mir aber nicht, daß von unserem Kriegsrat eine solche energische Tat nicht zu erwarten sei. Jeder wolle seinen eigenen Kanton zuerst gegen einen feindlichen Einfall geschützt wissen, so Uri den Gotthardpaß gegen Tessin und Graubünden, Obwalden den Paß über den Brünig und Schwyz den Weg gegen Zürich.»