Eine Totenmesse in Luzern
Wenige Tage nach dem Scheitern des zweiten Freischarenzuges reiste der konservative Landammann Blösch von Burgdorf (damals Präsident des bernischen Großen Rates) nach Luzern. Er wollte die Freilassung eines Bekannten erwirken, zur Milde und Versöhnlichkeit raten und den Gefangenen Erleichterungen verschaffen; z. B. sorgte er dann für einige hundert Decken. - Blösch erzählt:
«Am 7. April in der Morgenfrühe kamen wir im Postwagen in Luzern an, ohne daß uns das geringste Unangenehme begegnet wäre. Später betraten wir das Regierungsgebäude, um mit einzelnen Personen zu sprechen. Die Stimmung war äußerst milde.
Um neun Uhr wurde auf dem Platz beim Regierungsgebäude eine große Totenmesse gefeiert. Der ganze Hofraum war von Truppen angefüllt. Längs der Front der Franziskanerkirche war ein Teil der
Kriegsbeute aufgestellt, zehn oder zwölf Kanonen, einige Rüstwagen und eine bedeutende Zahl kleinerer und größerer Fähnchen, unter den letztern eines mit dem Wappen meiner Vaterstadt (Biel). Welcher Anblick, welche Gefühle! Noch tönte der Jubel der Freischaren in meinen Ohren, die im Namen der Freiheit und Aufklärung nach Luzern zogen, alle voll Freude und Mutwillen, als ob es zur Kirchweih ginge. Und nun dankten hier Tausende in stiller Andacht Gott für die Rettung ihrer Freiheit und ihres Glaubens! Es mochten zwei- bis dreitausend Mann anwesend sein, nebst einer Masse unbewaffneten Volkes, namentlich vom Lande. Die feierlichste Stille herrschte, nur von Zeit zu Zeit unterbrochen durch das Klingeln der mitwirkenden Geistlichen oder durch herrliche Totenmusik. Gefeiert wurde das Fest zwischen der Franziskaner- und der Jesuitenkirche, beide vollgepfropft von gefangenen Freischaren.
Ich hätte vergehen mögen vor Wehmut und Scham.»