3. Von den Altgesinnten und ihren Führern
In der Mehrheit der Kantone wollten Behörden und Volk von einer Änderung des Bundes zunächst nichts wissen. Sie dachten: Das Wichtigste an der bestehenden Ordnung ist alt und ehrwürdig; siesoll schon darum nicht abgeändert werden. Ganz besonders aber wollten sie nicht, daß die Orte weniger selbständig würden als bis dahin. Mit Schrecken dachten die kleinen Kantone an die Einheitsverfassung der Helvetik: Damals wurden die Landsgemeinden abgeschafft; die Bürger hatten kein Recht mehr, ihre nächsten Beamten zu wählen und selbst Beschlüsse zu fassen. Es wurde ihnen alles von der helvetischen Hauptstadt her befohlen.
Nun dachten die Liberalen zwar nicht an eine Erneuerung dieser Ordnung. Allein die Konservativen waren mißtrauisch gegen alles, was sie nur entfernt an jene Zeit erinnerte, und wollten jedenfallskeine Stärkung der Bundes- und keine Schwächung der Kantonsgewalt. Dazu kam noch: ln den meisten dieser Kantone gab es wenig oder keine Industrie, und so fühlten sie begreiflicherweise nicht so deutlich, daß es nötig sei, die Binnenzölle zu beseitigen und die Post und viel anderes in der Eidgenossenschaft einheitlich zu regeln. Und daß die Schweiz gegenüber dem Ausland schwach war und die politischen Flüchtlinge nicht so recht beschützen konnte, kümmerte die Konservativen auch nicht, weil sie es im Herzen nicht mit diesen Flüchtlingen hielten. Sie erschienen ihnen als Querköpfe und Unruhestifter.