Die Schweiz ist schwach gegenüber dem Ausland

Die Tadler erinnerten zum Beispiel an folgendes: Frankreich erhöhte nach 1815 die Zölle auf Schweizerwaren (Baumwollfabrikate, Mastochsen, Käse) sehr stark; die schweizerischen Kantone konnten sich aber nicht einigen, gemeinsam französische Erzeugnisse (Wein, Öl, Getreide) mit ähnlich hohen Zöllen zu belegen oder deren Einfuhr zu verbieten, um Frankreich zum Nachgeben zu zwingen.

Als andere ausländische Staaten erkannten: Die Schweiz ist in Zollfragen uneinig und kann sich nicht wehren - erhöhten sie ihre Zölle ebenfalls. So zum Beispiel Baden, Bayern und Sardinien. Da die Schweiz nach außen so gut wie keine Zölle besaß, überschwemmte das Ausland siemit seinen Waren.

Die Unzufriedenen erklärten weiter: Es ist unwürdig, daß den schweizerischen Zeitungen zeitweise verboten wurde, ausländische Verhältnisse irgendwie zu tadeln; auch ist die Schweiz in der Flüchtlingsfragen viel zu nachgiebig. Dem Vorort Zürich warf man vor, es sei nur deshalb so gefügig gewesen, weil es gefürchtet habe, das Ausland könnte durch Handelssperren seinem Seidengewerbe schaden. Volksredner, Politiker und Schriftsteller wiesen auf diese und andere Übelstände hin:

«Unser Kantönligeist macht uns verächtlich. Ein jedes Fürstlein Deutschlands fordert von uns willkürliche Zölle und verbietet uns den Absatz von Wein und Most. Warum wird der Handel von außen gehemmt? Weil wir schwach sind. Warum sind wir aber schwach? Weil wir uneinig sind. Solange die Eidgenossenschaft besteht, stund sie gegenüber den europäischen Völkern nie schmählicher da.

Daß die Tagsatzungsherren nach Instruktionen (Anweisungen) stimmen, ist im Kriegsfalle äußerst gefährlich. Denkt euch, es breche ein Krieg aus zwischen Frankreich und Österreich und die Heere beider Mächte nähern sich unsern Grenzen. Die Tagsatzung kommt zusammen, um zu beraten, was zu tun sei! Die einen Kantone instruieren, man solle sich an Frankreich anschließen; die andern sagen, man solle streng neutral bleiben; die dritten, man müsse die Grenzen besetzen; die vierten, es seien unnötige Kosten zu vermeiden.

Der Augenblick ist vielleicht dringend. Von einem Tag hängt Leben oder Untergang des Vaterlandes ab. Wie geht es nun? so wie 1793 und 1813. Man kommt zu keinem Entschluß. Inzwischen rücken Franzosen und Österreicher ein. Der Krieg wird in unserem Lande ausgefochten. Wir werden ausgesogen und sind am Ende des Krieges vielleicht Österreicher oder Franzosen.»