Wie der politische Kampf Verwandte und gute Bekannte auseinander bringt

Kurz nach jenem ersten Beschluß des Burgdorfer Stadtrates. Eine Bittschrift auszuarbeiten, mußte der Stadtschreiber Schnell eine kleine Reise durch das Seeland unternehmen, um die Buchführung der dortigen Amtsschreibereien zu überprüfen. Er war begleitet und » ohne daß Schnell es damals wußte - überwacht von einem jungen Patrizier, von Wattenwil, dem Sohn eines früheren Schultheißen.

J. L. Schnell berichtet darüber:

«Ich bin fest überzeugt, daß Herr von Wattenwil die geheime Weisung hatte, mich ins Gebet zu nehmen. Denn er brachte bei jeder Gelegenheit die gegenwärtige Lage des Kantons zur Sprache. Bei Beendigung unserer Aufgabe, auf dem Weg zwischen Erlach und Ins, gab er sich noch einmal alle Mühe, mir seine Ansichten über eine kleine Veränderung der Staatsverfassung beizubringen.

Ich erklärte ihm aber ziemlich trocken: Die Regierung hat zu lange gewartet und deshalb viel von ihrem Vertrauen eingebüßt. Jetzt kann eine Versöhnung zwischen Regierung und Volk nur dadurch zustande kommen, daß die Aristokratie abgeschafft wird. - Er rief zornig aus: Daraus wird nichts! Wir gaben uns die Hand, und ich nahm von ihm Abschied mit den Worten: Geschehe, was da wolle, Sie werden mich nie auf krummen Wegen antreffen. -- Ich habe ihn immer geachtet.

Er aber mochte mir später begegnen, wo er wollte, stets kehrte er sich von mir ab. Er war nicht der einzige. Mein Schwiegervater zum Beispiel war so erbost über mich, daß nicht einmal meine Gattin es wagen durfte. ihn zu besuchen. Er versöhnte sich nie mehr mit mir.»