Die Burgdorfer gehen ans Werk

Mitte Oktober beantragten freisinnige Männer im Burgdorfer Stadtrat, er möchte in einem ehrerbietigen Schreiben die Regierung bitten, die Wünsche des Volkes kennen zu lernen. Die Bittschrift sollte erst etwas später entworfen und den Gemeindebürgern in einer öffentlichen Versammlung zur Genehmigung vorgelegt werden. Es war also nicht etwas Heimliches geplant. Sobald der Oberamtmann von Burgdorf von jenem Antrag vernahm, schickte er noch in der Nacht einen Landjäger nach Bern, um der Regierung Bericht zu machen. Sogleich kam Antwort an ihn zurück. Der Oberamtmann mußte die Hauptbeteiligten auf das Schloß laden und ihnen bekannt geben, „daß ein solches Verfahren des Stadtrates von Burgdorf nicht geduldet werden könne“.


Als der Oberamtmann den Herberufenen im ernstesten Tone Vorwürfe machte, fragte einer: Welches ist denn der gesetzliche Weg. der Regierung Wünsche vorzulegen? Diese Frage brachte den Beamten in arge Verlegenheit. Bald darnach versammelte sich der Stadtrat und wiederholte die Frage schriftlich.

Der Oberamtmann leitete das Schreiben an die Regierung weiter. Diese antwortete kurz, der Große Rat werde in seiner nächsten Sitzung die Angelegenheit besprechen.

Verschiedene Ratsherren waren den Burgdorfern sehr gram, stießen allerlei Drohungen aus und munkelten, Burgdorf begehe Verrat und Aufruhr. Die Gebrüder Schnell versuchten, in den Zeitungen

genau zu erzählen, was geschehen war, um sich zu rechtfertigen. Allein die Blätter nahmen die Artikel nicht an. So ließen sie heimlich in Aarau die geplante Bittschrift drucken und durch Handelsleute im Kanton massenhaft verbreiten. Das hatte zur Folge, daß viele Bürger, die bis dahin gleichgültig waren, sich mit den politischen Fragen zu beschäftigen begannen.