Wie die Revolutionskunde aus Frankreich wirkt

J. L. Schnell: «Im Heumonat 1830 befand ich mich eben im Gurnigelbad, als die Nachricht von den Ordonnanzen Karl X. eintraf.

Sogleich ließen einige Patrizier, die im Bade das große Wort führten, zu Ehren dieses Ereignisses einige Flaschen Champagner springen. Darüber machten andere Gäste bittere Bemerkungen. -- Als das Blättchen sich gewendet und die Julirevolution den Thron Karls X. umgestürzt hatte, da trat plötzlich Stille ein im Lager der übermütigen Aristokraten, und bald verließen sie, sehr herabgestimmt, den Kurort.»

Eduard Blösch, damals im Notariatsbureau J. L. Schnells tätig, erzählt: «Die erste Nachricht von der frechen Verletzung des französischen Grundgesetzes durch den König erfüllte in Burgdorf alles mit banger Besorgnis. Niemand träumte, daß der Sieg der Nation so schnell,so herrlich und so vollständig sein werde. Mit banger Neugierde erwartete man Nachrichten über den Erfolg der königlichen Ordonnanzen. Die zwei ersten Tage blieben sie aus. Das vermehrte die Besorgnis.

Nur kurze Auszüge aus französischen Blättern, die in Handelsbriefen lagen, sprachen von einem verzweifelten Kampfe in den Straßen von Paris. Am dritten Tage hatte sich eine Menge Neugieriger zum Postbureau gedrängt und sah mit Ungeduld der Austeilung der Briefe und Zeitungen entgegen. Welche Freude. als man wieder den „Constitutionnel“ erblickte ! Man riß sich um das Blatt.Einige verlangten, man solle es sogleich in die Stube einer Burgdorfer Gesellschaft tragen, wo viele ungeduldig warteten. Allein ein solcher Aufschub schien unerträglich.

Es stellte sich jemand auf ein Fäßchen und las das Blatt in offener Straße mit lauter Stimme vor. - Der kleinste Zug dieser glorreichen Revolution wurde begierig aufgefaßt. Aus jedem neuen Beispiel von Heldenmut schöpften wir frische Hoffnung für uns selbst. Jeder fühlte, die Umwälzung in Frankreich müsse auch uns neues Leben bringen.»