3. Vereine, Feste und Vorhutsscharmützel
Die Menschen, die von den neuen Gedanken so recht erfüllt waren, drängte es, mit Gleichgesinnten zusammenzukommen, um sich miteinander zu besprechen. So entschlossen sich die ehemaligen Mitglieder der Helvetischen Gesellschaft, die in den unruhigen Zeiten keine Zusammenkünfte mehr abgehalten hatte, sich wieder zu versammeln. Auch wurde im Jahr 1819 ein neuer Studentenverein gegründet. Am Reformationsfest in Zürich nahmen eine Anzahl Berner Studenten teil. Da schlug jemand vor, Zürcher und Berner Studenten sollten regelmäßig, von Zeit zu Zeit, in Zofingen zusammenkommen.
Das wurde ausgeführt. Außer Zürchern und Bernern erschienen auch Studenten von Basel, Freiburg, Genf, St. Gallen und andern Orten und zwar Katholiken und Reformierte. So entstand die Zofingia.
Man kann sie ein wenig mit der deutschen Burschenschaft vergleichen. Die Männer, welche die Hochschule schon verlassen hatten, versammelten sich alljährlich an einem aus der Schweizergeschichte berühmten Orte, z. B. in Sempach, Murten, Morgarten oder Näfels.
Unter freiem Himmel hielten sie Reden und sangen vaterländische Lieder.
Auch in den Griechen-, Sänger- und Schützenvereinen wurden die politischen Fragen besprochen. Wenn die Teilnehmer aus den Versammlungen heimkehrten, so empfanden sie schärfer als vorher, was sie eigentlich wollten. Mit neuem Mut und neuer Begeisterung verfochten und verteidigten sie ihre Überzeugungen im Gespräch, im Ratssaal, in den Zeitungen. In St. Gallen, wo, ein wenig ähnlich wie in Wien, ganz alte Herren immer „ruhigen gemütlicher und gemächlicher“ regierten, wurde der Landammann von seinem eigenen Sohn kritisiert. Und der dortige Staatsschreiber veröffentlichte ohne Erlaubnis die Staatsrechnung und die Großratsverhandlungen.
In Luzern erhielt der Große Rat das Recht, die Vorschläge des Kleinen Rates nicht mehr bloß anzunehmen oder zu verwerfen, sondern auch abzuändern (1828), und im Juni 1830 wurde ein besonderes, vom Kleinen Rat völlig getrenntes Obergericht eingeführt.
Etwas Ähnliches geschah in Schaffhausen.
So war allerlei im Gang und noch vieles geplant„ als in Frankreich Karl X. mit seinen eigenmächtigen Ordonnanzen die Revolution entfesselte.