Stadt und Landschaft sollen gleichberechtigt sein
So forderten die Landleute und meinten damit vor allem: Die Landschaft soll mehr Vertreter in die Großen Räte wählen können als bis dahin. Nach den bestehenden Verfassungen waren Mitglieder dieser Räte:
In Bern 200 Patrizier und 99 Landbürger; in Freiburg 108 Patrizier und 36 Landbürger; in Solothurn 63 Stadt- und 33 Landbürger; in Luzern 50 aus der Stadt und 50 vom Land; in Zürich 130 Städter und 82 Landleute; in Basel 90 Stadt- und 60 Landbürger.
Dabei zählte die Landschaft jeweils viel mehr Einwohner als die Stadt, in Solothurn zum Beispiel mehr als das Zwanzigfache. Die Forderung der Landleute suchte der Pfarrer und Dichter Gottlieb Jakob Kuhn in Burgdorf auf folgende Weise zu widerlegen:
« Wer vernünftig ist, sagt: Lasset die Leute regieren, die es verstehen! Jetzt aber lautet das allgemeine Geschrei: Das Land hat so und so viel mehr Köpfe als die Stadt; also sollen auch um so viel mehr Köpfe vom Land in der Regierung sitzen als von der Stadt. Das ist der eigentliche Zankapfel, um den so viel Lärm gemacht wird.
Du, Volk vom Land, hast diesen Zankapfel nicht hingeworfen. Dir liegt wenig daran, oh der Hans oder Heinrich aufs Rathaus geht. Du fragst nicht, wer regiere, sondern wie regiert wird.
Den Lärm machen ehrgeizige Männer, die selber gern große Herren sein möchten und darum niemand über sich leiden mögen. Ihr glaubt doch alle, daß zu einem Landesregenten besondere Kenntnisse, Klugheit und Erfahrung nötig sind. Also muß man nicht fragen: Wo sind mehr Köpfe? sondern wo ist mehr Kenntnis den Köpfen?»