3. Der Gegenschlag
Schon beim Wartburgfest hatten sich Metternich und andere Politiker über die „verwilderten Professoren und die verführten Studenten“ entsetzt. Sands Tat erfüllte die Regierenden erst recht mit Schrecken. Sie fürchteten, er habe nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Auftrag eines Geheimbundes gehandelt, und so würden weitere Mordtaten folgen.
In Wirklichkeit hat wahrscheinlich nur ein einziger (der Student Karl Folien) von Sands Vorhaben gewußt.Metternich wollte nun aus diesem Ereignis, wie er selbst sagte, Nutzen ziehen. Er entschloß sich, Verfassungs- und Einheitsfreunde eifrig zu verfolgen.
lm August 1819 unterhandelte er mit Ministern aus verschiedenen deutschen Einzelstaaten in Karlsbad. Sie vereinbarten: An jeder Hochschule soll ein besonderer Beamter kontrollieren, was gelehrt und gelernt wird. Professoren, welche die neuen Gedanken verfechten, sollen abgesetzt und in keinem andern deutschen Staate wieder angestellt werden. Die Burschenschaften sind aufzulösen.
Sollten einzelne Studenten weiter derartigen Vereinen angehören, so sollen sie später kein Amt erhalten. Zeitungen und andere Druckschriften sollen schärfer beaufsichtigt werden. Eine besondere Kommission hat Verfehlungen gegen die aufgestellten Bestimmungen zu untersuchen und zu bestrafen. Metternich legte diese Karlsbader Beschlüsse der deutschen Tagsatzung, dem Bundestag, vor; dieser nahm sie an. Sogleich begann die Verfolgung. Da und dort durchstöberte ein Neugesinnter rasch seine Papiere und vernichtete oder versteckte einzelnes. Die meisten aber hatten ein gutes Gewissen und verbargen nichts. Allein im Nu kamen Polizeihäscher, durchsuchten die Häuser, erbrachen Kisten und Kasten, versiegelten, nahmen Briefschaften weg und verhafteten ruhige Männer.
So hatte eines Tages eine Zeitung zu melden:« In Bonn hat sich eine aufsehenerregende Tat zugetragen. Ernst Moritz Arndt, ein Mann, der sich Napoleons Tyrannei entgegenstellte zu einer Zeit, da Könige und Fürsten sich beugten, wurde am14. Juli (1819) abends verhaftet und erst entlassen, nachdem seine sämtlichen Papiere weggenommen worden. Ein von Berlin gesandter Oberst der Polizei leitete das Geschäft. Er kam, als Kaufmann verkleidet, zuerst etliche Tage lang nach Bonn und hauste und spähte dort. Gleichzeitig wurde in Köln Herr von M. verhaftet und zur Auslieferung aller Schriften und Briefschaften gezwungen. Ähnliche Dinge sind in Berlin, Breslau, Halle, Tübingen und andern Orten geschehen.»