Ein Mord wird verherrlicht

Es gab damals einzelne Gruppen von leidenschaftlichen Studenten, die in ihren heimlichen Zusammenkünften lehrten:

Um dem Volke die Freiheit zu geben, ist es unter Umständen erlaubt, Tyrannen zu ermorden. Ein Mitglied dieser Kreise, der geistig halb verwirrte Theologiestudent Karl Sand, erdolchte 1819 jenen Kotzebue in Mannheim, weil er alles Liberale verhöhnt hatte. Nach vollbrachter Tat eilte Sand aus Kotzebues Haus auf die Straße und rief der zusammengelaufenen Volksmenge entgegen:

„Hoch lebe mein deutsches Vaterland ! Dann kniete er nieder und sagte halblaut die Worte: „Ich danke Dir, Gott, für diesen Sieg !“ und stieß sich den Dolch in die Brust, traf sich aber nicht tödlich.Nach ungefähr einem Jahre wurde er auf einer Wiese vor einem Tore Mannheims hingerichtet. Augenzeugen erzählen:

« Die Zuschauermenge war bei der Szene nicht erschüttert, sondern stillbegeistert. Als das von den Soldaten gezogene Seil sich löste, stürzte alles auf das hölzerne Blutgerüst los, und jedermann wolltedavon einen Span als Reliquie erraffen.

Den ganzen Tag über strömte jung und alt aus Mannheim auf die Richtstätte wie an einen Wallfahrtsort.Das verleitete die Burschenschafter immer mehr, die Lehre von der Rechtmäßigkeit des Meuchelmordes in gewissen Fällen und zum Besten des Vaterlandes zu studieren.

Und so stimmten dieser Theorie jetzt auch solche zu, die zuvor nie an sie oder direkt das Gegenteil gedacht hatten.»

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