2. Das Vaterland muß größer sein
Die Studenten einigen sich und feiern ein Fest
Der zweite Gedanke, die Einigung Deutschlands, lag besonders den Studierenden am Herzen. Bis dahin hatten sich an den Hochschulen jeweils nur die Angehörigen eines Einzelstaates zu einem Verband zusammen getan, z. B. die Bayern, die Sachsen, die Preußen. Seit dem Befreiungskampf aber empfanden sie: Diese Sonderbündelei ist eine Schmach für uns.
Im Sommer 1815 schlossen sich darum an der Hochschule Jena alle dortigen Studenten zu einem einzigen großen Verein zusammen, den sie Burschenschaft nannten. Bald entstanden an andern Hochschulen auch Burschenschaften, Im Oktober 1817 versammelten sich Professoren und Mitglieder dieser Studentenverhindungen auf der Wartburg in Eisenach, um das Andenken an die Reformation und den Sieg bei Leipzig von 1813 zu feiern. Ein Teilnehmer schreibt:
«Am 19. Oktober, morgens neun Uhr, zogen etwa 300 Studenten auf die Burg, Fahne und Musik voraus. Droben hielt einer von ihnen eine Rede. Wir waren zu Tränen gerührt. Darauf bildeten sich im Burghof Gruppen und Haufen. In einer dieser Gruppen wurde ungefähr so gesprochen: Eine Schande ist es, durch Studieren es nicht weiter gebracht zu haben, als ein Thüringer, ein Hesse, ein Franke, ein Schwabe, ein Rheinländer geblieben zu sein. Bald wurde zum Essen geblasen. Nach Tische ging der Zug hinunter in die Stadtkirche zur Predigt. Hernach wurden Turnübungen auf dem Markte angestellt, und dann dunkelte es.
Nach sieben Uhr stiegen etwa 600 Studenten, jeder mit einer Fackel, von neuem auf den Berg. Sie sangen Lieder und hielten darauf - nach Luthers Vorbild - Feuergericht über folgende Dinge, die zuerst an einer Mistgabel in die Höhe gehoben, dem versammelten Volk gezeigt und dann unter Verwünschungen in die Flammen geworfen wurden: Ein hessischer Zopf, ein österreichischer Korporalstock, ein preußischer Gardeschnürleib und einige verhaßte Bücher, z. B. ein Werk des Schriftstellers Kotzebue.Um zwölf Uhr begab man sich zur Ruhe. Am andern Tag reisten viele früh ab. Viele aber gingen zum Abendmahle.»