Wie Freunde und Gegner die neue Patrizier-Regierung beurteilen
« Saanen, den 18. November 1814.
Die Vorgesetzten des Oberamtes Saanen an die Hochwohlgebornen, Hochgeacht und Gnädigen Herren Schultheiß und Räthe der Stadt und Republik Bern.
Hochwohlgeborene Gnädige Herren !
In frohem Bewußtsein, daß Euer Hohen Gnaden mit wahrer Vatertreue für das Wohl aller Ihrer Angehörigen sorgen, sehen die Bergtalbewohner dieser Landschaft getrost der weiteren Entwicklung des schweizerischen Vaterlandes entgegen.
Mit kindlich und herzlicher Liebe legen junge und alte unseres Oberamtes die theuresten Gelübte wahrer Anhänglichkeit vor Ihren Vater Thron nieder. Wir wünschen mit reinem Herzen und reinem Munde, daß der oberste Regent des Himmels und der Erden Ihren Thron befestige, damit alle Ihre Angehörigen und die spätesten Nachkommen unter Ihrer weisen, milden und gerechten Leitung glücklich Sein mögen'
Der Landsgemeinderath President: C. Mösching.
Der Landschreiber: Johann Raaflaub, Amtsnotar.»
Langenthal schreibt:
« Unsere Gemeinde gedenkt der alten guten Zeit, wo ihre frühere, geliebte und weise Obrigkeit den Gewerbsfleiß unterstützte und den Handel begünstigte und bringt ihr Dankgefühl dar für diese Wohltaten und für die Wiederherstellung einer beglückenden Verfassung.»
Aus Briefen eines bernischen Professors
(Samuel Schnell)
« Die jetzige Regierung ist allgemein verhaßt. Die Gewalttätigkeiten, die sich die „Landvögte“ (Oberamtmänner - heute Regierungsstatthalter) erlauben, können Sie sich kaum vorstellen. Die angesehensten Landleute sind wochenlang eingetürmt gewesen. Ehemalige Mitglieder der früheren Regierung sind wie Verbrecher durch Landjäger abgeholt worden, weil sie sich in Zürich bei der Tagsatzung beschweren wollten über die verübten Gewalttätigkeiten. Sie stellen mit allen Personen, die sich den mindesten Zweifel über die Rechtmäßigkeit des neuen Regiments erlauben, strenge Verhöre an und suchen sie so zu schrecken, damit sie alles für richtig gelten ließen.
Da N. N. gerade hier ist, benutze ich die Gelegenheit, ihm einen Brief mitzugeben. Man tut mir nämlich die Ehre an, meine Briefe aufzumachen. So schicke ich Ihnen durchaus nichts, was ich nicht auf dem Markt ausschreien lassen möchte. Auch sind alle Posthalter in Eid aufgenommen, verdächtige Schreiben zu eröffnen.»