V. Ausblick

Die europäische Kolonisation hat neben viel Grauenhaftem auch viel Gutes gebracht. In Indien und Afrika haben Europäer dafürgesorgt, daß die blutigen Dauerfehden zwischen den Eingeborenenaufhörten. Manche Tropenkrankheiten sind infolge von Entsumpfungen und Trinkwasseranlagen in weiten Gebieten verschwunden; andere allerdings sind mit dem größeren Verkehr erst recht verbreitet worden, z. B. die Schlafkrankheit in Afrika. lm ganzen haben Ingenieure, Techniker, Besitzer von großen Kapitalien und Millionen und Millionen von einfachen, fleißigen Kolonisten in zäher Arbeit den Raum - in dem Menschen leben können, gewaltig vergrößert. Er könnte durch Rodungen, Bewässerungsanlagen und andere Werke aber noch sehr stark ausgedehnt und besser ausgenutzt werden. So meinen Kenner, Argentinien allein könnte eine Bevölkerung von 300 Millionen ernähren, und Brasilien vermöchte nach und nach die gesamte Bevölkerung Europas aufzunehmen. Wenn die Völker ihre Kräfte und Erfindungsgaben nicht dem Krieg, sondern der friedlichen Arbeit zuwenden, ist es ihnen möglich, noch für viele Millionen MenschenBrot zu schaffen.

Die auf der Erdoberfläche ungleichmäßig verteilten Bodenschätze und Naturerzeugnisse und die zunehmende Arbeitsteilung haben zur Folge, daß die Völker der Erde gegenseitig immer stärker aufeinander angewiesen sind. Die neuen Verkehrsmittel und die großen Wanderungen bewirken, daß die Angehörigen der verschiedenen Nationen und Rassen bunt durcheinander wohnen. ImLaufe des 19. Jahrhunderts sind mindestens 30, vielleicht sogar 50 Millionen Europäer ausgewandert. Vor dem Weltkrieg verließen jährlich etwa anderthalb Millionen Menschen (über 2000 Eisenbahnzüge) Europa und siedelten sich in überseeischen Ländern an. Umgekehrt wohnen auch unter uns immer mehr Fremde. Von 1000 Personen der schweizerischen Gesamtbevölkerung waren 1850 30 Ausländer, 1880:74 und 1910 : 147. Infolge der wachsenden inneren Abhängigkeit und der größeren Vermischung der Völker ist es von Tag zu Tag wichtiger, daß sie sich gegenseitig besser verstehen und vertragen lernen.