Vom Schicksal der Eingeborenen

Die Ureinwohner Nordamerikas und Australiens sind bis auf geringe Reste ausgerottet worden. Mit denen Mittel- und Südamerikas haben sich Europäer, vor allem Spanier und Portugiesen, vermischt.

Die reinen Indianer führen heute ein verachtetes und unerhört geplagtes Leben. In Bolivien z. B. sind sie zum großen Teile hörig. Sie erhalten von ihrem Herrn ein wenig Boden, auf dem sie ihre Lehmhütten errichten und ihre Bananen pflanzen. Dafür müssen sie zwei, drei oder vier Wochentage auf dem Gutshofe arbeiten unter einem Aufseher, der zwei Peitschen zur Hand hat, eine dickere für die Männer und eine dünnere für die Frauen.

Die Neger Afrikas wurden durch Kriege, europäische Krankheiten, Alkohol und Sklaverei schwer geschädigt. Die Sklaverei ist nun abgeschafft; doch gibt es in Afrika und Ostarabien noch immer Haussklaven. Die Eigentümer behandeln sie meistens gut und sorgen für sie in Krankheit und Alter.Schlimm ist, daß Farbige und Weiße noch heute nicht ausgesöhnt sind, sondern im stillen erbittert miteinander kämpfen. So unter anderem in Südafrika und in den Vereinigten Staaten.

Hier gab es1930 bei einer Gesamtbevölkerung von 123 Millionen 12 Millionen Neger und Negermischlinge. Die schwarze Bevölkerung, die in Südafrika bei den Weißen in Dienst steht, wohnt völlig getrennt vondiesen, gewöhnlich in besonderen, entfernten Revieren. So entsteht neben der „weißen“ Stadt mit ihren hohen schönen Häusern, mit ihren Theatern, Kinos, Parkanlagen und Automobilen eine „schwarze“ mit armseligen Hütten und Baracken.

lm Süden der Vereinigten Staaten sind den Schwarzen im Tram besondere Abteile zugewiesen; in Südafrika dürfen sie überhaupt kein Tram benutzen; ja in Pretoria war es ihnen bis vor kurzem verboten, auf dem Trottoir zu gehen. Kein schwarzer Afrikaner darf in Schuhen einen Weißen bedienen, z. B. als Gepäckträger auf dem Bahnhof. Versucht er es trotzdem einmal, so kann es geschehen, daß er einen Fußtritt erhält oder daß ein Polizist das „ungebührliche“ Vorhaben (des Schwarzen) verhindert.

Zäh ringen Schwarz und Weiß um Grund und Boden. 1913 wurde in der Südafrikanischen Union durch ein Gesetz bestimmt: Die sechs Millionen Schwarzen mit ihrem Weidebetrieb und ihrem Landhunger erhalten einen Zehntel, die anderthalb Millionen Weißen neun Zehnteldes Bodens. Die Folgen für die Schwarzen sind: Überfüllung ihrer Weiden und Nahrungsmangel für Mensch und Vieh. Tausende sind gezwungen, bei den Weißen Arbeit zu nehmen.Auch um diese wird gekämpft. Begehrtere wird den Schwarzen vorenthalten; zu anderer werden sie vielfach gezwungen, z. B. dadurch, daß die staatlichen Gesetze den Schwarzen allerlei Steuernauferlegen. So müssen sie Geld verdienen. Bergwerke und Fabriken senden Arbeiterwerber aus. Sie fahren mit ihren Lastautos Hunderte von Kilometern ins Land hinein und gewinnen die Häuptlinge durch Geschenke für ihre Zwecke. Mit ihrer Unterstützung und mit Hilfe von allerlei Anlockungen, wie das Verabfolgen von europäischen Kleidern und neuartig gemusterten Decken, gelingt es ihnen, Schwarze für eine gewisse Zeit zu dingen. Kehren diese in ihre Dörfer zurück, so machen sie Staat mit Fahrrädern und europäischen Anzügen. Haben sie Schulter an Schulter neben Weißen gearbeitet, so bringen sie neue Gedanken mit über ihre Stammesordnung, ihren Häuptling und ihre Religion.

Sie sind nicht mehr fügsam wie einst und verachten die alten Bräuche.Für die Eingebornen ist es wichtig, daß Missionare, Ärzte und Lehrer sich ihrer annehmen, bevor der Kaufmann und der Soldat ins Land kommen. Die Ureinwohner nehmen sonst besonders schweren Schaden.Zu großen Änderungen kommt es auch in ihrem Wirtschaftsleben. Schiffe und Eisenbahnen bringen billige Maschinenwaren. So versorgen sich die Eingebornen, die zu etwas Geld gelangt sind, im nächsten Kramladen und vergessen ihre alten Künste und Fertigkeiten.

Bei den Negern Afrikas verdrängt z. B. der billige Emailtopf den selbstverfertigten Holzeimer, und nur die alten Negerfrauen verstehen noch, aus gewissen Pflanzenfasern Schnüre und Nähzwirn herzustellen. Selbst die Kunst, Boote zu verfertigen, kommt in Abgang. In Japan, China und Indien werden immer mehr Fabriken gebaut.Die Folgen sind zunächst wie seinerzeit in England: Handwerkerelend, Arbeitsmangel, Lohnkämpfe, Bildung einer neuen Klasse.