Schweizer Farmer in den Vereinigten Staaten

Im Frühling des Regenerationsjahres 1831 entschloß sich ein wohlhabender Luzerner Bauer, mit seiner Familie und einigen Freunden nach Nordamerika auszuwandern, um einen günstigen Siedlungsort für arme Schweizer zu suchen. Hunderte von Menschen strömten in Sursee zusammen, als Kaspar Köpfle mit seinen Pferden und Wagen nach Paris aufbrach. Hier verkaufte er die Gespanne und setzte die Reise zu Schiff fort. Die Meerfahrt von Havre nach New-York dauerte 49 Tage. Nach allerlei Mühen und vielem Suchen kaufte sich Köpfle in Highland an, nicht weit von St. Louis am Missisippi, im Staate Missouri. 50 Jahre später umfaßte diese Siedlung in Neu-Schweizerland ungefähr 9000 Einwohner.

Als in den 1840er Jahren in mehreren schweizerischen Kantonen die mechanische Weberei immer mehr überhand nahm und viele Weber arbeitslos wurden und in Not gerieten,da hieß es in Glarus: Dem Übelstande kann nur durch Auswanderung abgeholfen werden; der Kanton soll hiezu Unterstützungen gewähren. Die Vorsteher der besonders betroffenen Gemeinden traten zusammen und gründeten einen Auswandererverein. Dieser und der Landrat beschlossen, armen Auswanderern Geld vorzuschießen. Auch sandten sie, zum Teil auf ihre Kosten, 1845 zwei Männer nach den Vereinigten Staaten mit dem Auftrag, Land anzukaufen. Im Staate Wisconsin erstanden sie ein großes zusammenhängendes Gebiet. Aus Glarus brach eine Gesellschaft von 193 Köpfen auf. Nach einer 18wöchigen Reise langten 108 Personen in „Neu-Glarus“ an. Die übrigen hatten sich vom Zuge gelöst, um auf eigene Faust Heim und Brot zu suchen.

Am Anfang hatten die Ansiedler alle Hände voll zu tun. Mit Fischen, Jagen und Einsammeln von Beeren und Nüssen verschafften sie sich einen Teil des Lebensunterhaltes. Dann waren Wohnungenzu errichten, Werkzeuge herzustellen und mit gekauften Ochsen Äcker anfzubrechen. Ein Teil der Ansiedler mußte auf Farmen der Umgebung arbeiten, um zu Geld oder Lebensmitteln zu kommen.Nach und nach dehnte sich die Siedlung aus. Es entstanden eine Käserei, ein Kaufladen, eine Sägerei, eine Mühle, eine Ziegelbrennerei und bald auch eine Bierbrauerei. Dann bildeten sich Männerchor, Blechmusik und Schützengesellschaft. Schließlich kam es zur Gründung von Schule und Kirche. Zum größeren Teil wurde englisch, zum kleinem deutsch unterrichtet. Daß die Neu-Glarner gern an ihrealte Heimat dachten, zeigte sich unter anderem darin, daß sie ihre Dorfwege mit heimischen Namen benannten: Molliserstraße, Ennendagäßchen. Sie ließen ferner aus dem Glarnerland Glocken kommen, damit ihr Herdgeläute in Amerika nach Schweizerweise töne; selbst die alten Zwistigkeiten spannen sie in der neuen Welt sorgsam weiter. Darum errichteten die Kleintaler ihre Hütten auf der Ostseite des Zuckerflusses und die aus dem Großtal auf der Westseite. 50 Jahre nach ihrer Entstehung zählte die ganze Siedlung ungefähr 1500 Einwohner. Seither ist sie noch sehr stark gewachsen. Das Städtchen Neu-Glarus allein zählt heute 12 000 Seelen. Unter diesen Auswanderern gibt es vor allem Geschäftsleute und Landwirte. Farmer, die über 100 Kühe besitzen, sind nicht selten. In ihren Häusern, Ställen und Schuppen findet man häufig Telephon, elektrische Motoren,Melkmaschinen und Automobile. Heute haben sich die ehemaligen Glarner zum größten Teil mit den Amerikanern verschmelzen. Doch halten sie sich da und dort etwa eine Zeitung in deutscher Sprache.

 

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