Negersklaven, am Missisippi

Ein bernischer Bauer, der 1834 in den Vereinigten Staaten nach passendem Land suchte, erzählt von seiner Fahrt auf dem Missisippi:

« Ein gutgekleideter Mann kam raschen Schrittes mit einer Sklavin auf das Schiff zu. Ein Sklavenhändler wartete hier schon. Da warf sich die Unglückliche vor ihrem Herrn auf die Knie und bat weinend und händeringend, er solle sie doch nicht verkaufen. Ein Stein hätte sich erbarmen müssen; der Sklavenbesitzer aber hatte kein Erbarmen. Sie wurde kalt zurückgestoßen, vom Sklavenhändler in Empfang genommen und zur Sicherheit einstweilen in den Sklavenkeller gesperrt.

Gleichzeitig wurde auch ein gewaltiger männlicher Sklave, mit Handschellen, gebracht und ebenfalls eingesperrt. Einige Stunden nach der Abfahrt wurden die Gefangenen losgelassen und zu den andern in den Passagierraum gebracht. Dort gab ihnen der Sklavenhändler Maismehl und gußeiserne Töpfe, damit sie am gemeinschaftlichen Kochherde das Maisbrot, ihr einziges Nahrungsmittel, selber bereiten konnten.

Schwere Gedanken bedrückten mich. Zum ersten Mal in meinem Leben traten in meiner Seele Zweifel auf, ob denn ein gerechter Gott auch über den Sklaven walte.

Der Aufenthalt unter den Negern hatte für mich gar nichts Abstoßendes. Ich wollte mich nach dem Schicksal dieser armen Geschöpfe erkundigen. Es waren Sklaven da vom kräftigsten Alter bis zum zarten Säugling herab. Aus dem Munde jener Sklavin vernahm ich, sie sei von ihrem Mann und etlichen Kindern weg verkauft worden. Auch der gefesselte Sklave war, wie er sagte, von seiner Frau und seinen Kindern genommen worden. Nachdem der erste Schmerz vorüber war, sah man ihnen jedoch nichts mehr an. Sie lachten und waren guten Mutes wie die andern. Daß die Besitzer ihre Sklaven und Sklavenkinder wie das unvernünftige Vieh verkaufen, sei etwas ganz Alltägliches, so erzählten sie mir.

Ich halte keine Mühe, das Zutrauen dieser Menschen zu erwerben. Als mir aber ihre Zudringlichkeit lästig zu werden anfing, war es mir weniger leicht, sie wieder los zu werden. Schroff und abstoßendmochte ich ihnen nicht begegnen, obschon ihre Ausdünstung nach einigen Tagen, als die Sonne wieder zu scheinen anfing, mir schier unausstehlich war. Ungefähr auf halbem Weg wurden sie ausgeschifft. An einem Abend legte der Kapitän bei einer großen Baumwollpflanzung an, auf der über 150 Sklaven beschäftigt wurden. Viele hundert Acker waren angebaut, und die reife Baumwolle war schon zum größten Teil eingesammelt. Noch mancher europäische Tolpatsch könnte da lernen, seinen Fingern mehr Gelenkigkeit zu gehen, wenn er so ein paar Herbste unter der Zucht der Peitsche Baumwolle ablesen müßte. Die Fertigkeit, welche die Sklaven darin besitzen, ist bewundernswert.»