Schafis / Chavannes
Mundart: tšа̄fis, šа̄̒fįs
urkundlicher Beleg: 1262 Chavannes (FRB II 570 - Fontes Rerum Bernensium)
1338 Zschauans (Zi I 49 – Zimmerli Jakob die deutsch-französische Sprachgrenze
Etymologie – Herkunft: lateinisch-romanisch *capannas (REW 1624) – Weigold – Untersuchungen zur Sprachgrenze am Nordufer des Bielersees 1948 s.46
der deutsche Name Schafis weist vier lautliche Aspekte auf, die ihn wichtig erscheinen lassen. Der Anlaut zeigt die vollzogene Palatisierung des romanischen ca- zu tša- oder – wohl unter dem Einfluss der französischen Schriftsprache – zu š-. Weiter ist bemerkenswert, dass die Wandlung von romanischem –p-/-v- zu deutsch –f- eingetreten ist. Das romanische Final-s ist im Deutschen erhalten geblieben. Der Auslaut des Namens entwickelte sich von –fans zu –fis mit Ausfall des Nasals. Der Name weist die deutsche Erstbetonung auf: šа̄̒fįs.
Französisch Chavannes, Schavana 1266, Chavanes 1278, 1285, Chavennes 1284, 1292, Chavans 1292,Schavans 1305, Schavens, Schafentz 1338, Chawines1340, Chauvannes 1342, Schavanes 1343, Tschafans 1386, Zschavans 1393, Chavannez 1436, Tlafes 1470, Tschaffys 1534
Dörfchen von 91 Einwohner in 18 Häusern am nördlichen Ufer des Bielersees in Kirchgemeinde und Amtsbezirk Neuenstadt, zwischen Neuenstadt und Ligerz gelegen, von jenem ¾ Stunden, diesem 10 Minuten und von Bern 9 Stunden entfernt. Die Einwohner leben fast ausschliesslich dem Weinbau.
Vor Schaffis bestand sich in der ältern Steinzeit ein Pfahlbaudorf (J.Heierli, 9.Pfahlbautenbericht 1888 S 67, in den Mittheilungen des Antiquar. Ges. in Zürich XXII) Auch haben sich , nach Funden zu schliessen, Römer dort niedergelassen (G. de Bonstetten Carte arch. Du Canton de Berne Texte p. 10)
Amadeus Herr von Neuenburg besass 1285 die Rebe li clos de Chavanes. Herr Werner von Kein verkaufte 1250 dem Herrn Burchard von Kein seine Reben zu Schaffis und Donchamp. Ritter Peter von Courtlelary besass eine Rebe an dem Orte, die er 1305 an Rudolf von Neuenburg-Nidau aufgab. Der Edelknecht Hartmann von Zumekon verkaufte 1386 dem Kloster Engelberg um 154 Gulden seine Reben bei dem Brunnen von Schaffis zwischen den Reben von Ligerz windshalb, oberhalb der rechten Strasse (Klosterzinsbuch der Jnsel S. 658 – 660, im Archiv des Jnselspitals in Bern. Von geistlichen Stiften hatten ausserdem Reben zu Schaffis: St-Urban, Frauernkappelen, Fraubrunnen, das Johanniterhaus von Buchsee (FRB I.c.) Josua Wyttenbach, Vogt von Murten, der besitzer des Rebgutes Engelberg hatte auch ein Haus zu Schaffis. Von diesem ist ein Stein im historischen Museum in Bern (Katalog Nr.1192), der das Allianzwappen Wyttenbachs und seiner Gemahlin Magdalena von Luternau (Tochter Augstins, Herrn zu Liebegg und Belp und der Salome von Diesbach) trägt, von 1583. Venner Samuel Jenner 1624-1699 hatte ein Rebgut zu Schaffis. Noch besitzt die bernische Regierung Reben zu Schaffis
Schaffis war immer mit Neuenstadt verbunden und hatte dieselben Schicksale; es wird verbunden und hatte dieselben Schicksale; es wird daher hier in politischer Beziehung auf den Artikel Neuenstadt verwiesen.
Von einem Geschlechte von Chavannes werden erwähnt: Jakob 1266, P. 1278, Nikjlaus 1284,1292,1301, Albert der Kleriker 1297. Berchtold von Chavannes und seine Frau Jordana von Tess verkauften 1292 eine Rebe im Thale Nugerol an die Abtei Bellelay (FRB III.527) Albert war vor 1310 Burger zu Biel, ein Cuno vor 1351 und ein Niklaus 1468 Burger von Neuenstadt.
Etymologisch
Zu frkpr. Chavanne f.u.ä. <Hütte> <vorrömisch (gall.?) capanna<Hütte>, insbesondere <Hütte in den Weinbergen für die Feldhüter> Das App. Ist nur noch in den Walliser und Waadtländer Alpen als tsavana,chavanne f. <Sennhütte> lebendig und wurde sonst von frz. Cabane, frkpr. Kabana,kabäna für <Hütte, Hunderhütte> verdrängt (REW,1624;FEW II, 244 ff.; GPSR III, 5;Bossard/Chavan, Lieux-dits, 218) Bewahrt ist das App. Zudem in den verbreiteten Toponymen der Art (la) Chavanne / (les) Chavannes, Tsavane(s) , Tsavana.
Schafis war das letzte Berner Dorf, dessen Bevölkerungsmehrheit zum Schwzd. wechselte. Hier um 1800 noch frkpr. Dialekt üblich gewesen, dessen letzter Sprecher 1888 starb. 1992 war die Bevölkerung zu 85 % deutschsprachig (Zimmerli, Sprachgrenze I, 49; HLS III, 320) Wie die Verschiebung des Hauptakzents auf die Erstsilbe in der schwzd Namenform zeigt (Paul, mhd, Grammatik, 29f. E20), isst die alem. Tradition des Ortsnamens jedoch schon viel älter. Die lautliche Entwicklung führte zur Hebung der abgeschwächten Nebensilbe: *Tschavan (e) s > Tschafens > Tschafes > Schafis (Weigold, Sprachgrenze, 45f.) wobei schon 1380 erstmals der heutige Auslaut -is auftritt. Die ursprüngliche Vokalkürze wurde in offener Silbe im Seeland auch gedehnt: Schafis > Schafis (SDS II, 1ff.). Allerdings bevorzugten die Einwohnerinnen und Einwohner nach Angaben Weigolds (Sprachgrenze a.a.O.) früher die Vokalkürze, weil sie den Namen (volksetymologisch) mit dem Verb schaffen und nicht mit dem Substantiv Schaf in Verbindung bringen wollten. Dier von Friedli (V,104) überlieferte Anlehnung des Namens Tschaafiz zeigt zudem möglicherweise Anlehnung des Namens an die im Seeland häufigen Namen auf -iz (Zinsli, Suffixlandschaft).
Die Belegreihe für Schafis ist umfangreich, u.a. weil hier früh verschiedene Klöster Weinberge besassen. Die ersten Belege beziehen sich fast durchgehend auf Rebberge oder die Edlen von Schafis. Das eigentliche Dorf wird erst relativ spät erwähnt.