Es war einmal . . .
… ein bescheidener Bauern-Weiler auf der Jurakette, die den Bielersee vom Ilfingertal trennt. Er hiess Macoleyn und war mit der Ebene nur durch steile Fusswege verbunden. Seine ersten Bewohner, die aus dem Emmental und dem Berner Oberland stammten, verliessen ihren Hof nur selten, und ein einfaches, friedliches Leben war ihr ganzes Glück. Wenn sie sich in die nahe Stadt Biel wagten, um das nötige Werkzeug zur Urbarmachung ihres Bodens zu erstehen, so erkannte man sie an ihrem groben Schuhwerk und ihrem köstlichen Dialekt. Die Geschichte erwähnt Macoleyn erstmals im Jahre 1305. Der grösste Teil seines Territoriums war damals Eigentum des Bistums Basel, der Klöster Bellelay, Fraubrunnen und Engelberg. Ferner hatten die Mönche von Engelberg bei Wingreis in der Gemeinde Twann einen schönen Weinberg, der an ihre Besitzung von Macoleyn grenzte. Auch die Benediktiner-Kirche und das Spital der Stadt Biel besassen ein Pachtgut in Macoleyn. Im Jahre 1770 zählte der Weiler drei bewirtschaftete Pachtgüter und achtzehn Einwohner. Diese Zahlen blieben sich auch 1793 gleich.
Im Verlaufe des 18. und 19. Jahrhunderts gingen einige der den Bauern von Macoleyn gehörende Parzellen ins Eigentum von Bieler Familien (Neuhaus, Vogt usw.) über. Die neuen Besitzer machten daraus ihren Sommersitz, während das nicht benötigte Land den Bauern in Pacht überlassen wurde. Etwa im Jahre 1850 wurde der erste Gasthof von Macoleyn gebaut. Es war nur eine bescheidene «Pinte», die am gleichen Ort lag wie das gegenwärtige Restaurant Hohmatt. Sie wurde verwaltet undnach und nach vergrössert durch die Familie Wilhelm Merz, welche sie bei ihrem Wegzug nach Twann der Familie Burri abtrat. Letztere überliess die Liegenschaft der Burgergemeinde Biel, die gegenwärtig noch Besitzerin ist. 1949 wurde eine vollständige Erneuerung des Gebäudes durchgeführt.
Über den Ursprung des Alkoholfreien Restaurants «End der Welt» fehlen genaue Angaben; es kann jedoch angenommen werden, dass seine Entstehung auf die Initiative einiger «Guttempler» zurückzuführen ist, die den Gefahren des Alkohols vorbeugen wollten. Trotzdem konnte die Eröffnung einer weiteren Wirtschaft, ungefähr 1875, nicht verhindert werden, und zwar an dem «Bel-Air» genannten Ort, wo heute die Wohnung des Direktors der Eidg. Turn- und Sportschule ist.
Wenn Macoleyn für die ganze Umgebung ein beliebtes Ziel von familiären Spaziergängen geworden war, so gab es doch selten «Fremde». Nachdem einmal ein Ausländer die ganze Gegend vom Taubenloch bis zum Twannherg durchwandert hatte, schrieb er in einem Bericht: «Niemals hätte ich gedacht, dass sich in der Nähe einer Stadt ein so erstaunlicher Aussichtspunkt befinden könnte.» Diese Erwähnung von Macoleyn wurde zum Wegweiser für die vielen Touristen, die unser Land zudieser Zeit besuchten. Es bedeutete auch den Anfang einer neuen Aera für die Bauern von Macoleyn, die von den einen mit Begeisterung, von andern eher mit Zurückhaltung aufgenommen wurde: die Geburt der sogenannten «Fremdenindustrie».
lm Jahre 1865 wurde in Biel ein Initiativkomitee für den Bau eines «Grand Hotel Kurhaus» in Macoleyn gegründet. Die Burgergemeinde Biel interessierte sich für dieses Unternehmen und stellte das Bauland unentgeltlich zur Verfügung. Da die Seilbahn noch nicht bestand, musste zuerst die Strasse Leubringen - Macoleyn für den Transport der Baumaterialien hergerichtet werden. Am 26. Juni 1877 wurde das «Grand Hotel Kurhaus» «mit grossem Pomp» eingeweiht, Sein erster Direktor war der sehr unternehmungslustige Albert Wälly, Pächter des 1955 abgerissenen Hotels «Krone» an der Marktgasse in Biel. Albert Wälly war ein rühriger Mann und sozusagen der Schöpfer der Fremdenstation Macoleyn. Er wurde nicht nur Besitzer des «Grand Hotel Kurhaus», sondern noch eines schönen Bauerngutes, das ihm die Milch und die Produkte des Bodens für die Verpflegung seiner Gäste lieferte. Noch unter seinem Antrieb wurde das Postbüro von Macoleyn eröffnet, das im Kurhausgebäude untergebracht war und durch die Herren Göstely und Portmann notdürftig besorgtwurde. Für die durch den Krieg von 1870 stark geprüfte wohlhabende französische Bürgerschaft wurde der neue Kurort Macoleyn ein Lieblingsaufenthalt. Der Ruf seines Panoramas gewann das nahe Frankreich und England, so dass das «Grand Hotel Kurhaus» seit 1880 goldene Geschäfte machte.
Eine solche Blütezeit veranlasste natürlich auch die Konkurrenz, sich auf der Juraterrasse niederzulassen. So erstellte 1885 - 86 Vater Widmer an der neuen Strasse Leuhringen-Macoleyn zwei Gebäude mit einer Pension, einer Brennerei und einem Landwirtschaftsbetrieb von beträchtlichem Ausmass. Ein grosser Schuppen und Ställe entstanden für die Unterbringung der Wagen und Pferde, die den Transport der Fremden sicherzustellen hatten. Es handelt sich um die frühere PensionEicher, die im Jahre 1950 in das «Hotel des Alpes» umgebaut wurde.
Bei dem stets wachsenden Andrang der Fremden wurden die Transporte zu einem dornigen Problem. Eine befriedigende Lösung drängte sich auf. Die Herren Wälly und Widmer setzten sich für den Bau einer Seilbahn ein, durch welche die Stadt Biel mit Macoleyn verbunden würde. Ihre ldee siegte. Eine Aktiengesellschaft wurde gegründet, mit der Arbeit Ende 1885 begonnen, und die neue Seilbahn am1. Juni 1887 bei allgemeiner Fröhlichkeit eingeweiht. Die einstigen Kutscher konnten durch die neue Unternehmung zum grossen Teil angestellt werden. Wie die meisten Seilbahnen dieser Epoche wurde auch diejenige von Macoleyn durch ihr eigenes Gewicht angetrieben, das heisst, der abwärts fahrende Wagen zog den andern Wagen hinauf. Ein unter dem Wagen befestigter Wasserbehälter sicherte das Gegengewicht und die erforderliche Schnelligkeit. Der elektrische Betrieb konnte erst 1923 verwirklicht werden, und es ist interessant zu erwähnen, dass die bestehende alte «Pipeline», durch welche das Wasser von Biel nach Macoleyn geleitet wurde, heute als Gasleitung für das Hauptgebäude der Eidgenössischen Turn« und Sportschule dient. Die zahlreichen Touristen und Spaziergänger aus Biel und dem ganzen Lande begrüssten die lnbetriebsetzung dieses Werkes freudig. Während siebenundsechzig Jahren versah die alte Seilbahn ihren Dienst. Erst im März 1954 musste sie einer moderneren Einrichtung weichen. Zufolge des neuen Aufschwungs des Tourismusentstand 1895 das Hotel «Bellevue de Macoleyn», das 1896 eingeweiht und zu einem ernsten Konkurrenten des «Grand Hotel Kurhaus» wurde. Das gegenwärtige Hotel «Bellevue» ist die Frucht einer gänzlichen Erneuerung im Jahre 1946. Böse Zungen behaupten, dass der Wettstreit der beiden Hotels seinerzeit so stark gewesen sei, dass jedes eine eigene Kapelle bauen liess, damit ihre Gäste keinen Kontakt untereinander hatten, nicht einmal während der Gottesdienste. Diese «Vorsichtsmassnahme» war allerdings illusorisch, denn die Kapelle des «Grand Hotel Kurhaus», ob der Seilbahn-Station gelegen, gehörte zur Römisch«Katholischen Kirche, und diejenige unter dem Hotel «Bellevue» zur Christkatholischen Kirche. Eine dritte Kapelle in der Mitte des Dorfes, diejenige der Reformierten Kirchgemeinde, wurde um die gleiche Zeit zufolge einer Spende der Schwestern Moser aus Biel erbaut.