Stimmungsbilder aus dem Mittelalter

Nidau fehlte, wie auch andern seeländischen Städtchen, im Mittelalter ein typisches bauliches Merkmal: die engen Gassen. Während sich in vielen andern Städten dieser Zeit neben den Häusern noch Hofstatten, zum Teil mit Stallungen und Hühnerhöfen befanden, waren in Nidau von Anfang an an der Ost- und Westfront geschlossene Häuserreihen errichtet worden. Die Hofstatten lagen hinter den Häusern. Wer sich von Biel oder Madretsch her dem «Wassernest» näherte, hatte die grosse, hölzerne Zugbrücke vor dem Schloss und hernach eine zweite, kleine Zugbrücke beim Armsündertürmchen über den «Mühliruns» oder die «Vogelstaudenzihl» zu passieren. Bevor er das Untertor des Städtchens erreichte, hatte er beim heutigen Denkmalplatz zwei weitere, über die Kanäle der Kleinzihl führende Holzbrücken zu überschreiten. - Was im Städtchen auffiel, war der geräumige Platz um die Kirche, zu der ausser dem Kirchhof auch der Gottesacker gehörte.

Während des ganzen Mittelalters gab es in Nidau keine Strassennamen. Der Zustand der Strassen war übrigens miserabel. Bei Regen und Tauwetter bildete sich ein bodenloser Morast, den die Fussgänger nur auf Stöckelschuhen oder lose hingelegten Steinen durchschreiten konnten. Als tiefgelegene Stadt war Nidau immer wieder Überschwemmungen ausgesetzt. In Berichten über grosse Überschwemmungen wird geschildert, wie man von der Hueb her mit Schiffen über alle Strassen, Wiesen und Misthaufen hinweg bis zum Kapellchen vor dem «Nydauthor» (an der heutigen Nidaugasse in Biel) gondeln konnte. Das Wasser habe zuweilen zwei und ein Viertel Ellen (die Elle zu ca.60 cm) hoch gelegen.

Schon das mittelalterliche Nidau besass verschiedene öffentliche Gebäude - so das Rathaus, welches den Stadtbränden von 1388 und 1413 zum Opfer fiel, 1443 neu erstellt wurde, 1513 abermals niederbrannte und nochmals aufgebaut wurde. Das heutige Rathaus, ein Besitz der Nidau-Burger, wurde 1756 erstellt. Das daran angrenzende einstige Zunfthaus an der Hauptstrasse 30 wird in den Chroniken zum ersten Mal um 1500 genannt. Im Haus an der Hauptstrasse 15 befand sich das 1364 erstmals erwähnte Spital. Auf dem heutigen Friedhofareal, auf Porter Boden und somit ausserhalb der Stadtmauern, stand das Siechenhaus - das «Hus der armen Lüten auf der Hueb». Zum Stadtbild gehörten ferner ein Kaufhaus, ein Markthaus, ein Ofenhaus, ein Schulhaus und ein Kornhaus.

Das Leben im Mittelalter muss oft hart gewesen sein. lm sechzehnten Jahrhundert wütete die Pest auch im Grafenstädtchen. Anfangs des siebzehnten Jahrhunderts erwähnte Pfarrer Niklaus Schöni in seinen Aufzeichnungen mehrere «Wyberverbrennungen».

Am 8. September 1601 erlebte Nidau ein schweres Erdbeben.

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