Von der „Vesti“ zur Stadt

Bis vor kurzem wurde anhand alter Aufzeichnungen angenommen, die Stadt Nidau sei im Jahre 1338 gegründet worden. ln diesem Jahr nämlich, erwähnte Graf Rudolf III. von Neuenburg, er habe die Stadt «angefangen zu buwende››. Die urkundliche Erwähnung eines «burgensis in Nidowe», eines Burgers von Nidau, 1273,liefert jedoch den Nachweis, dass Nidau bereits in diesem Jahr eine Stadt im Rechtssinn gewesen sein muss. Die Stadt muss folglich 1338 von Rudolf III. von Neuenburg und Nidau, dem mächtigsten Vertreter des Grafenhauses, der 1339 vor Laupen fiel, lediglich neu aufgebaut oder durch Gräben, Ringmauern, Türme und Tore erweitert worden sein.


Obwohl die trutzige Wasserburg ausgebaut wurde, konnte sie auf die Dauer nicht alle im Dienste des Grafen stehenden Unfreien aufnehmen. Als Vorläuferin der eigentlichen Stadt entstand die jenseits der «Vogelstaudenzihl» (die Zihl hatte damals verschiedene Arme) auf dem «Mühliruns» südlich

des Schlosses gelegene Vorburg (Vesti), welche für diese Leute erstellt wurde. - Der trapezförmige Grundriss der ursprünglichen Stadt ist heute noch deutlich erkennbar. Ein Eckwehrturm sowie einige Reste der Ringmauer sind jedoch ausser dem Schloss die einzigen sichtbaren Überreste aus jener Zeit.

Die Erwähnung eines Stadtbürgers anno 1273 war nicht bekannt, als 1938 in Nidau die Sechshundertjahrfeier festlich durchgeführt wurde. An einem grossartigen historischen Festspiel, dessen Text Emil Andres verfasste und zu welchem Walter Jenni die Musik schrieb, nahmen rund 650 Personen teil! 1973 wurde dann erwogen, ob Nidau, gestützt auf das Dokument von 1273, die Siebenhundertjahrfeier durchführen solle. Weil sich die historischen Unklarheiten jedoch nicht lösen liessen, beschlossen die Behörden, an der alten Zeitrechnung festzuhalten.

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