Die Freiherren von Ligerz
Die Gegend von Ligerz ist seit Jahrtausenden kontinuierlich besiedelt: Neben Hinweisen auf jahrtausendealte Ufersiedlungen entdeckte man Streufunde von der Bronze- bis zur Römerzeit (1998 wurden beim Bau der Einstellhalle spätrömische Kalköfen aufgedeckt),Gräberfunde zeugen von der Zeit der Völkerwanderung.
Ab 1178 ist die Herrschaft der Freiherren von Ligerz belegt,die hoch über dem See, in der heutigen Festi, ihre Burg hatten. Die Barone «de Gléresse», spätere Gefolgsleute der Grafen von Neuenburg-Nidau, gerieten gegen 1400 in Schulden, mussten ihre Güter verpfänden, Wanderten weg und starben später aus.
Die Herrschaft war um 1400 an die Stadt Biel und später an Bern gegangen. Eine spätere Aufsteigerfamilie aus Ligerz nannte sich später in Neuenstadt «nobles», in Pruntrut«barons de Gléresse». An deren vergangenen Glanz erinnert noch das schlossartige «Hôtel deGléresse» (1750)
in der ehemals fürstlichen Hauptstadt Pruntrut, das heute als jurassisches Staatsarchiv und Bibliothek dient.Das heutige Strassendorf mit herrschaftlichen Häusern und «Herbsthäusern» für die Zeit derTraubenlese, mit Gartenbrücken, Treppentürmen, Bogentüren und Reihenfenstern ist zum Teil einhalbes Jahrtausend alt; Spätgotik und Barock sind hier gut vertreten.
Von weither sichtbares und landesweit bekanntes Wahrzeichen ist jedoch das «Ligerzer Kirchlein» am 1389 erstmals erwähnten «Pilgerweg» Kleintwann-Schafis mitten an den Rebbergen: von nahe gesehen ein eindrucksvolles spätgotischen Gotteshaus, über ein halbes Jahrtausend alt (zuvor schon hatte eine Kapelle bestanden).
1482 hatte der Lausanner Bischof Ligerz von der Kirchgemeinde Tess/Diesse) getrennt. Das Langhaus wird von einer geschnitzten Holzdecke, der Chor von einem Sterngewölbe abgeschlossen. Ein Fries zeigt die lnschri «Hec est domus domini firmiter edificata 1526» (Dies ist das Haus des Herrn, fest erbaut 1526).
Schräg gegenüber der Kanzel stehen die fünf reich beschnitzten obrigkeitlichen Stühle der Berner Patrizier, die schliesslich den Freiherrn abgelöst hatten. Eine Stiftung des Bieler Fabrikanten Eduard Bourquin unterstützt den Unterhalt der Kirche und des Pilgerwegs.
lm Dorf fallen einige Häuser besonders auf: das Thorberghaus an der Dorfgasse 18, ehemaliges «Herbsthaus» der Klosterlandvogtei Thorberg, das Aarbergerhaus an der Hauptstrasse 16, heuteSitz einer Stittung für Musik, Jugend und Bildung, das spätbarocke Bielerhaus neben dem PfarrhausDorfgasse 55/57 (1798 versteigert), das Gaberelhaus (Dorfgasse 2o).
Verborgene Schätze findet man aber auch in den zur Gemeinde gehörenden Weilern Bipschal (Bévesier), Brunnmühle (Aux Sept-Fontaines), Kleintwann und Schernelz (Cerniaux) mit Charly Steiners Restaurant Aux Trois Amis, dessen Name 1894 durch drei Studienfreunde aus St.lmmer, Bern und Burgdorf als Noten- und Zahlenrätsel gezeichnet wurde.
ln der Gemeinde sind die Frauen besonders aktiv; Gemeindepräsidentin ist Hedy Martin, Gemeindeschreiberin Dora Nyfeler, und Fred Racines Tochter Silvia gehörte zu den ersten Grossrätinnen des Kantons