Die erste Dorfpinte in Kappelen
Damals hiess es auch schon, es gäbe Winkelwirtschaften. Gemeint sind damit Privathäuser mit Brennpatenten, Wo Obst- und Kartoffelschnaps hergestellt und getrunken wurde.
In Kappelen war schon im 17. und 18. Jahrhundert ein Wirtshaus oben im Dorf, einfach Pinte genannt, die spätere «Linde». Nach der Eröffnung der Bern-Biel-Bahn im Jahr 1864 verlor sie viel an Bedeutung.
Nach 1809 war keine Wirtschaft mehr im Dorfe. Aus welchem Grunde war nirgends ersichtlich. 1831 ersuchte die Gemeinde wieder um eine Pintenschenkkonzession. Es heisst: «Kappelen besass früher ein Pintenschenkrecht, welches sie bis 1809 ausübten und dafür jährlich eine Abgabe von Livre 3,5 bezahlte» (Livre ist ein alter Franken, 1968 Wert 1 Livre etwa 7 Franken.)
Als Wirte in Aarberg und andere vernahmen, dass in Kappelen wieder eine Wirtschaft eröffnet werden soll, sandten sie ein Oppositionsschreiben nach Bern. Sie schrieben:«In Aarberg, Werth und Walperswil hat es alte, theuer erworbene Wirtschaften, dass in Kappelen keine nötig ist. Mehr Wirtshausbesuch würde Kappelen in den Ruin führen. Das wenige, was die Einnahmen in die Gemeindekasse bringen würde, müssten sie das Mehrfache für Armenunterstützung ausgeben.(Um 1833 betrugen diese Einnahmen zirka 170 Franken.) Sie würden gescheiter die noch beyläufigen 900 Jucharten Allmend zu angemessener Gemeindebenutzung einrichten und das Land besser bebauen,Kappelen müsse die Einkäufe gleichwohl in Aarberg machen und oben im Dorf vor dem Heimgehen nochmals trinken gehen.» Unterschrieben hatten Joh. Kistler «Zur Krone» Aarberg, Joh. Bangertcer von Werdt und zwei andere.Von 14 Kappeler Bürgern wurde mit ähnlichen Begründungen ebenfalls Einsprache erhoben.In der Antwort von Bern hiess es: «Eigennutz liefert keinen Rechtsgrund, was die Wirte betrifft, - auch darin angelegentlich empfohlen, weil jene Gemeinde in den Zeiten politischer Aufregung durch ihr wackeres Betragen das Wohlwollen der hohen Regierung verdient hat» usw. «Sie hätten keine Bedenken für die Ertheilung einer Pintenschenk-Conzession an die Gemeinde Kappelen.
20. July 1831 Justiz- und Polizei-Rath.»
Das wackere Betragen der Kappeler bezog sich hauptsächlich auf die Zeiten des Bauernkrieges 1653 und auf das Jahr 1798 beim Einmarsch der Franzosen. (S. «Kappelen in der Geschichte Berns».) Mit staatlicher Bewilligung konnte die Pinte oben im Dorf wieder eröffnet werden. Dazu gehörte noch ein Bauernbetrieb und ein Wohnhaus. Die Gaststube befand sich bis 1925 im Erdgeschoss des Bauernhauses. Der erste Wirt nach 1831 hiess Weibel, sein Nachfolger Friedrich Nikles. Als er 1850 Amtsgerichtsschreiber wurde, hörte er mit dem Wirteberuf auf.1881 erwarb Niklaus Schnell von Münchenbuchsee den Betrieb. Bald hiess es nicht mehr Dorfpinte, sondern Wirtschaft «Linde». 1926 wurde die Wirtschaft verkauft und die Gaststube im Wohnhaus eingerichtet, wo sich seit langem im ersten Stock ein grosser Saal befindet. Schon seit Jahren ist nun im Dorf ein modern eingerichtetes Restaurant.