Heiter ist die Kunst …

Ein aus Ligerz stammender Kunstmaler, der sich im In- und Ausland einen Namen gemacht hat,erzählte folgende Anekdötchen:

Nach einer längeren Studienzeit im Ausland weilte er als jungerMann wieder einmal zu Hause und genoss das Herumstreifen durch den Rebberg. Stillversunkensass er auf einem Mäuerchen an der Sonne, als er ungewollt Zeuge eines in breitem Ligerzer Dialektgeführten Gespräches zwischen zwei Frauen wurde, die in den Reben beschäftigt waren. «Haiter g'hört», sagte die eine, «der Walti isch wieder im Land. » «Aebe joo» , antwortete die andere, «Was trybt er ächt?» «Dänk moole.» «E soo ne chreftige Ma?» lautete die missbilligende Schlussbemerkung. Ein anderes Mal kam ihm unter gleichen Umständen folgendes zu Ohren, wobei er noch schlechter wegkam: Zwei Rebbauern unterhielten sich bei der Arbeit: «Der Walti het schynt's e Priis gwunne z'Paris. » «Wieviel isch es ächt?» «I gloub öpe zWänzigtusig», meinte der erstere. «Dä Lumpehung wird das gli duurebrocht ha», war die vernichtende Antwort.
Der Kunstmaler wohnte oberhalb der Ortschaft zwischen Wald und Reben, wo er oft Besuch inseinem Atelier empfing. Einmal meldete sich ein Bundesrat bei ihm an. Der kunstliebende, etwas rundliche ältere Herr war mit der Drahtseilbahn bis zur «Festi» gefahren, doch kam er ziemlich erhitzt und ermüdet bei seinem Gastgeber an. Er refüsierte Wein und Kaffee, da er in letzter Zeit einige Bankette habe mitmachen müssen, was sich gar nicht mit seiner Gesundheit vertrage. Am liebsten wäre ihm ein wenig Tee. Der Maler gab den Bescheid seiner Haushälterin weiter und bald brachte diese einen grossen Topf gefüllt mit brauner Flüssigkeit. Die beiden Männer tranken, im Gespräch vertieft, den ganzen Topf leer.

Nachdem der Gast sich verabschiedet hatte, fühlte der Maler eine leichte Unpässlichkeit, die sich mehr und mehr steigerte, so dass er sich zu Bett legte. Doch war ihm diese Nacht keine Ruhe beschieden, denn unaufhörlich sprang er zum Bett hinaus an einen stillen Ort, wo er die meiste Zeit bis zum frühen Morgen verbrachte. Als er die auswärts wohnende Frau fragen konnte, was sie da für ein Getränk gebraut habe, gab sie zur Antwort, es sei kein Schwarztee vorhanden gewesen und so habe sie einen «Kräutertee»  genommen. Bei näherer Untersuchung entpuppte sich dieser als Franklin's Abführtee. Was unser Freund dann telephonisch von seinem Gast zu hören bekam, war nicht sehr schmeichelhaft. Er habe eine schreckliche Nacht hinter sich und leide noch an Leibschmerzen. Ob er ihn denn habe vergiften wollen?

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