Ins Katholisch

Gebiet der Kirchgemeinde:

Die Römisch-katholische Kirchgemeinde Seeland mit Sitz in Lyss umfasst die Einwohnergemeinden des Amtes Aarberg (ohne Meikirch und Rapperswil); vom Amte Büren die Einwohnergemeinden Arch, Büetigen, Büren, Busswil, Diessbach, Dotzigen, Leuzigen, Meienried, Oberwil, Rüti und Wengi alle Einwohnergemeinden des Amtes Erlach und vom Amtsbezirk Nidau die Einwohnergemeinden Aegerten, Bühl, Epsach, Hagneck, Hermrigen, Jens, Merzligen, Mörigen, Scheuren, Schwadernau, Studen, Täuffelen, Walperswil und Worben.

Ins gehört zusammen mit Lyss und Büren zu den selbständigen Pfarreien (Täuffelen ist eine unselbständige).

«Maria Geburt»

Am 7. Juni 1974 hat Dr. Franziskus von Streng, damals Bischof der Diözesen Basel und Lugano, die neue katholische Kirche in Ins eingeweiht und dieses Gotteshaus unter den besonderen Schutz Mariens, der Mutter des Herrn, gestellt. Diese Kirche trägt den Namen «Maria Geburt»; das Patronatsfest wird deshalb jeweils am 8. September oder am darauf folgenden Sonntag gefeiert.
Die Baukommission, präsidiert von Josef Wiler, Müntschemier, und der Kirchenrat der Katholischen Kirchgemeinde Seeland-Lyss mit ihrem damaligen Präsidenten Thomas Rosa, Busswil, haben sich damals für eine Marienkirche entschieden, weil aus der vorreformatorischen Zeit geschichtlich einwandfrei eine Kirche Ins bezeugt ist, deren Hauptaltar der Mutter Gottes geweiht war. Im westlichen Seeland, im Gebiet der heutigen katholischen Pfarrei Ins und Umgebung, war auch die Kirche von Vinelz «Unserer Lieben Frau» geweiht; des weitern existierte bei Gurzelen ob Lüscherz eine Wallfahrtskapelle zu Ehren der heiligen Maria.
Im Mittelalter gehörte die Pfarrei Ins zum Bistum Lausanne, und zwar zuerst zum Dekanat Solothurn und später zum Dekanat St. Immer.

Grundsteinlegung

Am 26. Mai 1963 fand die Grundsteinlegung der neuen Marienkirche Ins statt. Darüber berichtet Kasimir Jäggi, damals Pfarrer der weitverzweigten Diasporapfarrei Lyss: «Der hochwürdigste Dompropst von Solothurn, Msgr. Dr. Gustav Lisibach, sprach sich in die Herzen der Katholiken und Protestanten mit seiner markanten, gehaltvollen Ansprache:

“Warum bauen wir Kirchen? . . .` Der prächtige Grundstein, nach den Entwürfen unseres bestbekannten Künstlers Peter Travaglini von der Firma Fischer, Dottikon, präzis ausgeführt, lässt von zwei Seiten Alpha und Omega, den ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabetes, eindringen und sich vereinigen. Damit will angedeutet werden, dass Christus Grundstein auch unseres Lebens sein soll und es durchdringen will mit seiner Gnade _ . _»

Der Bau

Zur Baukonstruktion schrieb der Architekt dieser Kirche, Hugo Götschi selig, Ins: «Die gesamte sichtbare Baukonstruktion bildet eine Funktion des Grundrissystems und der Liturgie. Das Kruzifix bildet die Basis des drachenförmigen Kirchenraumes. Der Längs- und Querbalken ordnet den Raum und alle Elemente zu einer Symmetrie. Der Turm wurde bewusst in den Baukubus eingegliedert, um den Volumen der umliegenden Bauten Rechnung zu tragen. Als Konsequenz zur konstruktiven Grundhaltung geht parallel dazu die Auswahl der Baumaterialien. Die Chorrückwand, der sichtbare Höhepunkt der ganzen Anlage, ist innen und aussen in Sichtbeton gehalten. Das Umfassungsmauerwerk ist innen und aussen unverputzt. Für die stützenfreie Dachkonstruktion mit der ansteigenden Firstlinie wurden Nagelbinder verwendet. Alle Dachflächen sind homogen in schwarzen Eternit verkleidet, die Zone zwischen Dach und Chorrückwand ist mit kupfergefassten Isolierglasteilen abgedeckt. Bodenbelag in Tonplatten, Kirchenbänke in Tannenholz. Altar und Taufstein in Castion-Granit, Tabernakel, Kruzifix, Kerzenständer und Türdrücker in Bronze. Alle zum Kirchenbau verwendeten Materialien wurden in ihrer natürlichen Struktur und Farbe belassen, Diese konsequente Durchführung gibt dem Bau eine natürliche Lebendigkeit und einen wohltuenden Kontrast zwischen den einzelnen Bauteilen»

Die Ausstattung

Die künstlerische Ausstattung von Peter Travaglini hat der Maler und Bildhauer auch selber kommentiert: «. _ _ Beim Eintreten in die Kirche fällt der Blick zuerst auf das Tauffenster und den Taufstein im Tessiner Granit mit fünf verschieden grossen Becken. Durch das fliessende Wasser wird er zum Quell, zum Taufbrunnen _ _ _ Der Chor mit dem Altar, einem in strenger Form gehaltenen Granitblock mit den zwölf Aposteln als «Hochaltar›› des Glaubens und Träger der Kirche Christi, bildet den Kernpunkt der Kirche. Tabernakel und Kruzifix als Silhouetten vor einem gelb-gold-rot leuchtenden Fenster in der Chorrückwand möchten den Betenden den Impuls zur Verinnerlichung verleihen und sie zugleich daran erinnern, dass das christliche Leben ausserhalb der Kirche weitergeht. Die kleinen Konsolen und Mauernischen, welche das ewige Licht, die Heilige Schrift und die Kerzen tragen, lockern die Strenge der Betonwand etwas auf. Der Fussboden ist mit vielen kleinen Tonreliefs geschmückt. Sie stellen Tier-, Pflanzen- und Früchtesymbole dar und gemahnen an die Vielfalt der Schöpfung.

Die Farbfenster

Den farbigen Glasbetonfenstern beidseits der Kirche liegen die Themen der heiligen Sakramente zugrunde:
1. Fenster: Taufe Oben die Symbole der Dreieinigkeit: Hand (Gott Vater), Fisch (Sohn), Taube (Heiliger Geist). Die Hand Gottes nimmt die Wundmale Christi auf und damit das Opfer seines Sohnes an.
2. Fenster: Firmung Pfingstgeschehen. Kleine rote Flämmchen, Symbole des Heiligen Geistes, fallen auf die Apostel nieder, die sich als Streiter Gottes (Schwerter) unter die Menschen begeben und in allen Sprachen sprechen.
3. Fenster: Busse Unten sammeln sich dornenartig die Sünden der Menschen, verdichten sich gegen die Mitte hin. Durch die Busse und die Gnade Gottes werden Sünden und Laster der Menschheit getilgt (weisse und goldene Splitter),
4. Fenster: Ehe Die auf der Erde gewachsenen und gefestigten Lebewesen (grüne und braune Farbtöne) wachsen empor, reifen. Eine volle Blüte entsteht: die Liebe, die durch das Sakrament Gottes zum heiligen Stand der Ehe wird und durch das Leben in Gott neues Leben zeugt.
5. Fenster: Altarsakrament Er nahm am Abend vor seinem Leiden Brot und Wein in seine heiligen undehrwürdigen Hände, segnete es und sprach: «Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut. Tut dies so oft ihr es tut zu meinem Gedächtnis»
6. Fenster: Krankensalbung Die verschiedenen Formen und violetten Farben im untern Teil des Fensters versinnbildlichen die Krankheiten. Sie verdichten sich nach oben (Ende des Lebens). Die Goldtöne in Kreuzform bedeuten Erlösung von irdischer Qual.
7. Fenster: Priesterweihe Oben, rot eingerahmt, der Ruf Gottes zum Priesterstand. Die weltlichen Zeichen dieser Berufung: Schlüssel, Stola und Messgewand. Unten fruchtbare Erde, aus welcher die Berufenen emporwachsen, und die zugleich ihr Wirkungsfeld darstellt.
8. Fenster: Dieses befindet sich auf der Empore: «Durch alle Wirrnis und Mühsal des menschlichen Lebens läuft, manchmal sichtbar, oft auch unsichtbar, eine rote Linie, die Führung Gottes.»

Das Geläute

Das Geläute der Marienkirche ist auf dasjenige der Evangelisch-reformierten Kirche abgestimmt. Die Gottvater-Glocke (Ton g) trägt die Inschrift «Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde» und das Bild der Erschaffung der Eva, die Gottsohn Glocke (Ton h) die Inschrift «Christus gestern, heute und morgen» und die Darstellung der Hochzeit von Kanaan, und schliesslich die Heiliggeist-Glocke (Ton d) den Satz «Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis» und die Darstellung der Ausgiessung des Heiligen Geistes. Die höchste Ehre, die Anbetung, gilt allein dem dreifaltigen Gott. Eine untergeordnete Verehrung soll aber in dieser Kirche Maria dargebracht werden. Darum hat der Künstler für alle drei Glocken Darstellungen gewählt, die auch das Marianische irgendwie festhalten sollen: Bei den Kirchenvätern erscheint schon sehr früh Eva als gegensätzlicher Typus von Maria; auf Marias Anfrage hat Christus das erste uns bekannte Wunder gewirkt; beim Pfingstwunder war auch die Mutter Jesu dabei.

Erneuerte Liturgie

Abschliessend darf wohl  gesagt werden, dass die Marienkirche  von Ins ein in den wesentlichenPunkten gelungener Bau der modernen kirchlichen Baukunst darstellt. Dr. Anton Hänggi, damals Professor der Liturgie in Freiburg und darnach Bischof des Bistums Basel, schrieb in der Festschrift dieser Kirche: «Architekt und Künstler haben in vorbildlicher Zusammenarbeit mit den kompetenten Instanzen die meisten Postulate der erneuerten Liturgie in gültiger Weise erfüllt und damit heute eine Kirche für den Gottesdienst von morgen geschaffen. Der Raum fasst die Gläubigen zu einer wirklichen Gemeinschaft zusammen. Der Altar wird auf den ersten Blick - durch die Raumgestaltung und die Lichtführung - als Mitte und Herz erfasst. Die Einheit von Heilsverkündigung (Wort) und Heilsvergegenwärtigung (Eucharistie) ist schon rein räumlich gegeben. Der Tabernakel mit Scheitelpunkt nimmt den diesem Geheimnis gebührenden besonders ausgezeichneten Platz ein.»