Das erste Schulhaus

Lange Zeit war mir unklar, wo das erste Schulhaus in Lengnau gestanden haben mochte. Dann stiess ich aber im Staatsarchiv auf einige Schriftstücke, aus deren Inhalt zu entnehmen ist, dass dort, wo das einstige «alte Schulhaus» und heutige Gemeindehaus steht, bereits früher ein Schulhaus gestanden hat. In seinem «Rapport über die Schulen des Kirchspieles Lengnau» schreibt Pfarrer Bachmann als Schulkommissar:

«Das Schulhaus hegt mitten im Dorfe. Obschon die Gemeinde grosse und kostbare Reparationen an demselben vornahm, so ist es doch stets eine alte, unbequeme Hütte, und besser wäre es wohl gewesen, die Gemeinde hätte sich gleich von Anfang entschlossen, das alte Schulhaus vom Platz weg zu verkaufen und ein ganz neues zu bauen» _ _ _ und weiter heisst es im gleichen Rapport, unter Besoldung: _ _ _ «Er benutzt ein kleines Gärtchen beim Schulhause und eine Beunde vor dem Dorfe, und bewohnt im Schulhause zwei finstere Gaden, hat Küche, Tenn und Stall, nebst einem Gaden für die Erdfrüchte»

Ferner ersehen wir aus dem Bericht, dass es zwei Schulzimmer gab, «ein ebenerdiges, gross und hell und nicht ganz unzweckmässig, aber zu niedrig», und ein darüberliegendes, «sehr eng, ungemein niedrig und ohne die so notwendigen Seitenfenster››.

Dieses Schulhaus müssen wir uns also ungefähr so vorstellen: Eigentlich wie ein Bauernhaus mit auf den Längsseiten tiefgezogenem Walmdach, auf der Ostseite mit verkürztem Giebelschild. Dort befanden sich die beiden Schulzimmer, das untere mit Fenstern auf drei Seiten, das obere, zugänglich über eine Aussentreppe, mit Fenstern nur auf der Ostseite unter dem verkürzten Giebelschild. Anschliessend nach Westen lag die Lehrerwohuung und noch weiter westlich Tenne und Stall. Den Abschluss gegen Westen bildete sicher, wie bei allen älteren Häusern in unserer Gegend, eine bis zum Giebel reichende Wand aus Bruchsteinen, mit vorspringenden Flügelmauern als Wetterschutz.

Über den Standort gibt uns folgendes Schreiben des damaligen Pfarrverwesers Rudolf Kuhn an den Regierungsstatthalter in Büren Aufschluss:

Datum 27. März 1835

_ _ _ «Nach Schluss der Winterschule und nach den Frühlingsprüfungen wurde das hiesige Schulhaus (eben das oben beschriebene) von Grund auf abgebrochen, um auf der zwar nicht ganz aber doch teilweise nämlichen Stelle ein neues, grösseres aufzubauen, woran gegenwärtig äusserst eifrig gearbeitet wird, das aber noch lange nicht bewohnbar und brauchbar sein wird. Unterdessen ist freilich von einem Privaten ein tags unbewohntes aber sehr feuchtes und finsteres Taunerhaus als provisorisches Schul- und Gemeindehaus angewiesen und in letzterer Eigenschaft schon benützt worden» . . .

Dieses Provisorium stand nach einem alten Plan zu schliessen dort, wo heute das Restaurant «Löwen» steht.