Ausbau der Wasserversorgung

Kurze Zeit nachdem die Einwohnergemeinde die WV übernommen hatte, drängten sich Erneuerungs- und Erweiterungsaufgaben auf. Die alte WV genügte den gestiegenen Anforderungen der stets grösser werdenden Gemeinde nicht mehr. So kam es immer öfters vor, dass zu wenig Wasser vorhanden war. Zudem waren die beiden Reservoire 33 und 14 zu tief gelegen, um das Verteilnetz mit dem nötigen Druck zu versorgen. Das alte Netz war ausserdem in drei Zonen unterteilt, von denen nur gerade die Netze «1914» und «1933» untereinander verbunden werden konnten. Die Schallersche WV war vollständig separat, die vorhandenen Leitungen waren zu klein. 
Dazu befürchtete man, dass diese Leitungen einem erhöhten Betriebsdruck kaum standhalten würden.

Genug Gründe also, um den Bau eines Vollständig neuen Verteilnetzes und eines neuen, hoch genug gelegenen Reservoirs ins Auge zu fassen. 1971 lief die Projektierung auf Hochtouren. Im Protokoll der Gemeindeversammlung lesen wir:

«...genaue, eingehende Abwägungen und Gegenüberstellungen sind notwendig, um schlussendlich eine tragfähige WV zu bekommen. Kantonsbeiträge werden zugesichert, man hofft jetzt auch noch auf die Zusicherung einer Bundes-Subvention. Weiteres Vorgehen: Februar-Gemeindeversammlung zwecks Beschlussfassung über Erstellung der Anschlussleitung an die SWG (Gemeindeverband Seeländische Wasserversorgung); Ausarbeitung des Gesamt-Projektes; weitere Gemeinde-Versammlung zwecks Beschlussfassung über Reservoirbau.»

Bereits 1971 wurde in einer 1.Etappe die Leitung in die Schulriederstrasse eingelegt. An der Gemeindeversammlung vom 8.März 1972 wurde beschlossen, die Dotziger WV ans Netz der SWG anzuschliessen. Dazu aus dem Protokoll dieser Versammlung:

«Die Wasserkommission hat in letzter Zeit in Verbindung mit dem Ingenieur-Büro Levy, Delsberg, die Planung betreffend Ausbau der WV stark vorangetrieben. Als erste Massnahme steht nun der Anschluss an das Netz der SWG bevor. Von der Gemeindegrenze Schwadernau/Dotzigen bis zur Schulriederstrasse ist eine Transportleitung, Durchmesser 300 mm, Länge 515 m, zu erstellen. Mit dem SWG-Wasser wird vorläufig in erster Linie die Firma Thermopane AG versorgt werden können, doch ist geplant, auch einige weitere Liegenschaften an der Schulrieder- und Schulhausstrasse anzuschliessen. Von der SWG soll natürlich nur das uns fehlende Wasser bezogen werden. Nach wie vor wird zuerst unser eigenes Quellwasser Verwendung finden.»

1972 wurde der Gemeinde ein «Generelles Wasserversorgungsprojekt» GWP vorgelegt. Dieses sah vor, die Wasserversorgung etappenweise weiter auszubauen und ein Reservoir mit 3000 m3 Fassungsvermögen zu erstellen. Die Gesamtkosten wurden auf 5‘005‘000 Franken beziffert. Man rechnete mit Subventionen von 2 ½ Millionen Franken. Der Rest sollte durch die Gemeinde finanziert werden, und zwar gedachte man, 50% durch Grundeigentümerbeiträge von 1 Franken pro Quadratmeter für sämtliches Land innerhalb der Bauzone zu bezahlen, was zu unendlichen Diskussionen führte. Auf eine Übernahme der Schmutz-WV durch die Gemeinde wurde verzichtet, da allein die Landbeschaffung für die zu errichtende Schutzzone rund 500‘000 Franken verschlungen hätte. Stück für Stück wurden die Erneuerungsarbeiten nun in Angriff genommen.

Den weiteren Verlauf der Arbeiten zeigen die folgenden Ausführungen.

1972: Rigigässli/Teilstück Moosweg, Aareweg, Rebenweg/Moosweg/Niesenweg und das Teilstück in die Langeten.
1973 stand der Bau des Reservoirs auf dem Programm. Der Antrag des Gemeinderates an die Gemeindeversammlung lautete:

a) Ausführung der folgenden Bauten: Abbildung
b) Bewilligung des erforderlichen Kredites von Franken 2 218 000.-.
c) Ermächtigung des Gemeinderates zur Aufnahme eines Darlehens von Fr.350000.- und eines Baukredites von zusätzlich Fr.750 000.-.
d) Festsetzung des Grundeigentümeranteils auf 50%.
e) Genehmigung des Vertrages zwischen der WV Dotzigen und der SWG.
i) Kompetenzerteilung an die Wasserkommission für die Überwachung der Arbeitsausführung und für die Arbeitsvergebung gemäss Submissionsreglement, wobei die Arbeiten mit einem Kostenbetrag von über Fr.50 000.- dem Gemeinderat zur Bestätigung zu überweisen sind. Hievon sollen, gemäss Antrag des Gemeinderates, 50% Grundeigentümerbeiträge einkassiert werden, so dass die Gemeinde schlussendlich eine Nettobelastung von ca. Fr. 630 000.- zu übernehmen haben wird.»

Nach längerer Diskussion, vor allem um die Grundeigentümerbeiträge, wurde das Projekt schliesslich einstimmig genehmigt. Das Reservoir, mit dessen Bau am 24.April 1975 begonnen wurde, hat ein Fassungsvermögen von 3000 ml (2 Kammern von je 24,5 m Länge, 12,1 m Breite und einer Wassertiefe von maximal 5,2 m). Mindestens 500 m3 Wasser müssen als Brandreserve stets im Reservoir bleiben (Bilder unten).

Eingang Reservoir

Schieberkammer

Auf dem Dotzigenberg entstand eine gewaltige Baustelle. 6600 m3 Erde (das sind immerhin rund 1900 Lastwagen voll) mussten weggegraben werden, 71800 kg Armierungseisen wurden zusammen mit 860 m3 Beton verbaut. Am 20.0ktober 1976 waren die Arbeiten abgeschlossen, und das neue «Reservoir 76» konnte in Betrieb genommen werden.

Praktisch gleichzeitig mit dem Reservoir wurde auch die Pumpstation und die Transportleitung Scheurenstrasse-Purnpwerk gebaut (Abb.9). Das Wasser, welches von den verschiedenen Quellen gefasst wird, läuft via Sammelbrunnstube ins Reservoir 33 und von dort in die Pumpstation. Die Sammelbrunnstube dient Kontrollzwecken, das alte Reservoir 33 wird heute als Saugbecken für die Pumpen eingesetzt. Vorwiegend während der Nacht wird das Wasser, das sich tagsüber im Reservoir 33 angesammelt hat, mit 2 Pumpen mit einer Förderleistung von je 498 1/Min. ins Reservoir 76 auf den Dotzigenberg hinaufgepumpt. Das Wasser der alten Schaller-Versorgung läuft via Schallerreservoir direkt in die Messkammer des neuen Reservoirs.

Das neue Reservoir dient ebenfalls der SWG. Um gegebenenfalls SWG-Wasser ins Reservoir hinaufpumpen zu können, sind zwei weitere Pumpen mit je 2000 1/Min. Förderleistung in der Pumpstation installiert worden. Während der Bauzeit, als noch das alte Wassernetz in Betrieb war, musste jeweils Wasser von der SWG bezogen werden. Seither ist es umgekehrt: Die Dotzigerquellen liefern mehr Wasser, als in Dotzigen verbraucht wird. So kann sogar «Dotziger Wasser» an die SWG geliefert werden.

Erinnern wir uns: Früher musste der Brunnenmeister alle Schieber von Hand an Ort und Stelle bedienen. Die heutige WV ist hingegen automatisiert. Alle Einrichtungen werden von der Pumpstation aus ferngesteuert. So kann von dort aus im Notfall auch die Brandklappe, welche im Reservoir die 500 000 l Brandreserve freigibt, durch einfachen Knopfdruck betätigt werden.

Im Dorf bestanden nun aber noch viele alte Leitungen, welche dem neuen Druck von etwa 8 bar nicht standhalten würden, Daher wurden ab 1975 nach und nach, je nach Dringlichkeit, die folgenden alten Leitungen durch neue ersetzt: Bahnhofstrasse Entengässli Schulhausstrasse Bürenstrasse Dorfplatz Hasenmattweg Lindenweg Lättgrubenweg Krähenweg Birkenweg Riedweg Rebenweg am Bach Meisenweg

Diese Arbeiten konnten bis im Jahr 1977 abgeschlossen werden. Nach Vollendung dieses grossen Werkes besitzt Dotzigen nun eine leistungsfähige und gut ausgebaute Wasserversorgung, welche noch auf Jahre hinaus den Anforderungen genügen wird (Bild).

Wasserversorgung heute