Die erste Wasserversorgung
Heute drehen wir in aller Selbstverständlichkeit am Wasserhahn, verlangen jederzeit qualitativerstklassiges und billiges Wasser und reklamieren, wenn einmal eine Panne auftritt. Dann muss derBrunnenmeister sofort, manchmal sogar mitten in der Nacht, nach dem Rechten sehen.
Zu Ende des letzten Jahrhunderts indessen kannte man bei uns solch komfortable Wasserversorgungen noch nicht. Zwar hatten die meisten Städte bereits fliessendes Wasser in allen Häusern (in der Stadt Zürich z.B. um 1868). Etliche Dotziger standen solchen Neuerungen jedoch vorerst skeptisch gegenüber. Man befürchtete beispielsweise, dass die Wasserleitungen im Haus Feuchtigkeit und Fäulnis hervorrufen könnten.
Im Jahre 1898 dann -in Bern war um diese Zeit gerade das erste Telefonnetz mit öffentlichen Telefonkabinen fertig gestellt worden, in unserer Gegend hatte man die Bahnlinie Lyss-Solothurn gebaut, und in München entdeckte Wilhelm C. Röntgen die nach ihm benannten Röntgenstrahlen - in dieser Zeit also liess Johann Schaller in Dotzigen dann doch die erste Wasserversorgung bauen. Zuerst kaufte er die verfügbaren Quellen- und Durchleitungsrechte im Dotzigenberg. Dann wurden im Sommerrainhölzli zwei Quellen mit etwa 17 l/ Min. Erguss gefasst.
Der Familien-Chronik Schaller, verfasst von Johann Schaller Sohn, entnehmen wir: «Von Ruppoldsried kamen die Gebrüder Frieden, welche im Bau von Wasserfassungen tüchtig waren. Zu dieser Arbeit kam sogar ein Bursche namens Hofer aus Messen mit. Er kam täglich von dort aus zu Fuss und verdiente pro Tag 3 Franken»
Es wurde auch ein Reservoir gebaut, Dazu die Schaller-Chronik: «Das Material für das 200‘000 Liter fassende Reservoir beschaffte er durch eine Seilbahn mit Pferdebetrieb von jenseits der Bahnlinie. Und so wurde es auf das Bergli befördert, an den heutigen Standort des Reservoirs. Der Erstellungswert war damals 33 000 Fr.».
Die - übrigens noch heute benützte - Quellzuleitung zum Reservoir misst etwa 1 km. Sie ist aus 8 cm Ø Zementröhren erstellt worden und führt durch Waldterrain. Die Fassungen selbst bestehen aus zwei einfachen Brunnstuben. Das Reservoir mit vorgebautem Rohrkeller ist vollständig unterirdisch angelegt und befindet sich noch in gutem Zustand.
Die Druckleitung vom Reservoir ins Dorf misst rund 300 m und besteht aus 125 mm Ø Gussröhren. Durch sie wurden früher 4 bis 5 Häuser und ein Netz von 10 Hydranten gespeist. Mit 4 Schiebern konnten einzelne Leitungsstränge abgetrennt werden.Nach Schallers Tod ging die Wasserversorgung an seine Töchter über. Seit 1966 ist die Burgergemeinde Besitzerin, seit 1968 die Einwohnergemeinde. An den Einrichtungen wurde jedochnichts geändert.
Das Hydrantennetz genügte den gestiegenen Anforderungen nun aber bei weitem nicht mehr;normalerweise war die 400 m lange und nur 90 mm Ø aufweisende Zuleitung zu den Hydranten nördlich der Staatsstrasse nicht einmal unter Druck, da befürchtet wurde, dass sie diesen nicht aushalte.