1241 Rapperswil und Wierezwil
Hartmann lV. und Hartmann V. von Kyburg genehmigen den Tausch zwischen der Abtei Frienisberg und dem Leutpriester Friedrich zu Rapperswil: Die Abtei tritt ihr Gut «Mülistatt» ab und erhält das Besitztum der Kirche Rapperswil in Wierezwil (FRB Il, S. 220/21).
ln dieser Urkunde wird Rapperswil erstmals erwähnt: Friederich plebanus de Raverswile››. 1246: ecclesie in Rapheswilere (FRB ll S. 273); 1257: Wern. de Raphirsvile (FRB ll S. 451); 1260: in villa de Rapfirswile (FRB ll S. 519); 1261-1263: Raferswile scopossa (FRB ll S, 537); 1290: incuratus de Rapherswil (FRB lll S. 494); 1369: Hentz von Raprechtzwile (FRB IX S. 181); 1371: der parrochia von Ravolswile (FRB lX S. 253); 1382: Rappherswil (FRB X S. 193);1442-69: Raperswil.
Der Ortsname wurde aus einem althochdeutschen Personennamen und der Ortsnamenendung -wilari gebildet. Aufgrund heutiger Belege und Kenntnisse ist der Personennamen Ratbert demjenigen von Ratbrecht vorzuziehen, also Ratberts-wilari, beim Gehöft des Ratberts. Das althochdeutsche wilari wurde im Mittelhochdeutsch zu wiler «kleines Dorf, Weiler, einzelnes Gehöft» und ist ursprünglich ein Lehnwort aus romanisch villare «Gehöft, Vorwerk». Dieses romanische Wort stammt vom lateinischen Adjektiv villaris «zur villa gehörig». Das Wort wurde früh ins Althochdeutsche entlehnt und zur Bezeichnung neu erstellter Hofsiedlungen, Weiler verwendet (nach Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen, S, 726).
Auch Wierezwil wird in dieser Tauschurkunde erstmals erwähnt: villa Wielartiswilare (FRB ll S. 221). Wie bei Rapperswil handelt es sich um einen althochdeutschen Namen, der mit der Ortsnamenendung -wilari verbunden wird. 1249: Welartswile (FRB ll S. 314);1256: in territorio de Wielartswilere (FRB ll S. 422); 1501: Werezwil.Dr. Erich Blatter und Dr. Thomas F. Schneider von der Forschungsstelle für Namenkunde der Universität Bern, institut für Germanistik, und Herausgeber des Ortsnamenbuches des Kantons Bern schreiben zur Deutung dieses Ortsnamens:«Die historische Belegreihe zeigt, dass der Name im Verlaufe der Jahrhunderte verschiedene sprachliche Veränderungen durchgemacht hat. Zugrunde liegen könnte ein althochdeutscher Personennamen *Wielhart, zu einem germanischen Stamm *wela, altnordisch belegt als vêl «Kunst, Kunstfertigkeit» und angelsächsisch als vela «Schatz». Das ursprünglich lange ê ist schon im 8. Jahrhundert diphthongiert worden zu ea, ia und ie. Deshalb die historische Form Wielartiswilare von 1241. im zweiten Namenglied steckt das althochdeutsche hart «hart, kühn, tapfer» , zum germanischen Stamm *hardu-.»