Kelten

In der mittleren Latènezeit (4. und 3. Jahrhundert v. Chr.) besetzten die Kelten weite Teile Europas zwischen der lberischen Halbinsel und den Britischen lnseln im Westen, den Karpaten im Osten, den deutschen und polnischen Tiefebenen im Norden, Norditalien und dem Donaubecken bis zum Eisernen Tor im Süden und Südosten. Aber nie bildeten sie eine politische Einheit. Vor allem in den Randgebieten vermischten sie sich mit nicht keltisch sprechender Bevölkerung. Die keltischen Stämme in der heutigen Schweiz, wo sich Einflüsse aus dem Westen, aus Mitteleuropa und vom Süden der Alpen kreuzten, müssen ebenfalls diese Völkervermischung erlebt haben. Das zeigen gewisse Schmuckgegenstände. Nach dieser Phase der Expansion wurden die Kelten von den Griechen auf dem Balkan und in Italien vom aufstrebenden Rom mehr und mehr zurückgedrängt.

Am Ende der Latènezeit waren die Kelten dem immer stärkeren Druck Roms und demjenigen der germanischen Stämme, die von Norden gegen Süden drängten, ausgesetzt. Spanien wurde von Rom besetzt. Ab 125 v.Chr. eroberten die Römer den Süden Galliens. ln dieser Spätlatènezeit wurden die grossen Nekropolen nach und nach aufgegeben. An ihre Stelle traten prähistorische Stätten, die sich in der gesamten keltischen Welt entwickelten und Oppida genannt werden. Einerseits sind diese befestigten Siedlungen auf Druck von Rom und den Germanen entstanden, anderseits bildeten die römischen und griechischen Städte, die die Kelten kennen gelernt hatten, ein Vorbild. Dazu kam eine wirtschattliche Neuerung dazu: die Einführung des Geldes. lm 3. Jahrhundert v. Chr. setzte der Geldumlauf richtig ein. Die Oppida bekamen als Prägeorte zusätzliche Bedeutung. Sie lagen auf Anhöhen entlang wichtiger Handelswege und in der Nähe wichtiger Rohstoffvorkommen. Es setzte eine starke Entwicklung des Handwerks mit spezialisierten Tätigkeiten ein. Die Siedlungen beherbergten einen blühenden Markt, waren Wohnsitz adliger Geschlechter und Zentren regionaler Verwaltung, Politik und Religion. Julius Caesar beschrieb sie als oligarchische Gesellschaft mit mächtigen Anführern, Untertanen und auch Sklaven.

Die Areale der Oppida erreichten mitunter mehrere hundert Hektaren. lm schweizerischen Mittelland ist das Oppidum von Bern-Enge am besten bekannt. Dasjenige auf dem Mont Vully wurde vielleicht von den Helvetiern bei ihrem Auswanderungsversuch 58 v. Chr. in Brand gesteckt.Nach der Niederlage der Helvetier gegen die Römer bei Bibracte wurden die Oppida wieder aufgebaut. ln ihren Ausmassen waren sie bescheidener, aber bis in die Römerzeit ununterbrochen bewohnt. Nach wie vor unerforscht sind in der Schweiz die dörflichen Siedlungen dieser Zeit. Einige Ortsnamen, die laut Wissenschaftern auf vorrömische Namensbestandteile hinweisen, seien hier aufgezählt: Noviodunum (Nyon), Eburodunum (Yverdon), Minnodunum (Moudon), Salodurum (Solothurn), Witudurum (Winterthur), Lousonna (Lausanne). Die keltische Endung – dunum oder -durum bedeutet wohl «Burg» oder «Festung». Die meisten dieser Ortschaften lieferten nur bescheidene oder keine Spuren aus der jüngeren Eisenzeit.

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