Bronze- und Eisenzeit

Der Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit (2200 - 800 v. Chr.) geschah ganz allmählich und stellte keinen markanten Einschnitt dar. Zudem erfolgte er sehr spät, wenn man bedenkt, dass im östlichen Mittelmeerraum um ca. 1800- 1200 v. Chr. die kretischen und mykenischen Hochkulturen blühten. Die Verwendung von Metall erlaubte aber merkliche Verbesserungen in der Herstellung von Gegenständen.

Wesentlich waren die wirtschaftlichen und militärischen Folgen: An Kupfer oder Zinn arme oder gar metalllose Gegenden mussten Mittel und Wege finden, sich damit zu versorgen. Damit entstanden Handelswege, die die Welt durchzogen. Man spricht primär von den Zinnstrassen, weil dieses Metall seltener und weniger verbreitet war als Kupfer. Die neuen Metallwaffen brachten auf dem militärischen Sektor den Besitzern beachtliche Überlegenheit. Mit dem neuen Material schufen die Handwerker in grosser Meisterschaft neue Gegenstände mit Verzierungen wie Nadeln und Fibeln - eine Art Sicherheitsnadeln für die gewobenen Kleidungsstücke - oder Halsringe als neues Schmuckstück.

Die Landwirtschaft gewann durch die Erfindung des Pfluges und der Bronzesichel an Leistungsfähigkeit, Neue Getreidesorten wie Hafer und Spelz sowie die Gemüse Kohl, Rüben und Ackerbohnen wurden geerntet. Die Haustiere, insbesondere Ziegen und Schafe, nahmen zu. Das Pferd fand als Haustier einzug. Die Siedlungsweise entsprach derjenigen in der Jungsteinzeit. Aber in den Dörfern fand eine stärkere Spezialisierung statt: Quartiere für Töpfer, Weber und Schmiede entstanden.

Nach wie vor kann die Anthropologie keinen Volkstyp bestimmen. Einzig folgendes kann festgestellt werden: Der Mensch der Bronzezeit war im Durchschnitt zehn Zentimeter grösser als der neolithische (1.55 m).

Das Ende der Bronzezeit ist gekennzeichnet von hoher Qualität des Kunsthandwerks und einer neuen Form der Begräbnissitten. Die Toten wurden nun kremiert und ihre in Urnen aufbewahrte Asche in Gräberfeldern beigelegt. Ein Aufschwung in Technik, Wirtschaft und Kultur ist unverkennbar.

Heute erklärt man den kulturellen Aufschwung in der Eisenzeit mit jener Entwicklung, die schon in der Bronzezeit eingesetzt hatte, und weniger mit der Zuwanderung neuer Völker. Es dürften die Vorfahren der Kelten, die Protokelten, gewesen sein, die grosse Teile Europas durchwandert und besetzt hatten. Von einem keltischen Menschentyp oder einer keltischen Rasse kann nicht gesprochen werden. Es lässt sich höchstens eine Zunahme der durchschnittlichen Körpergrösse von 1.65 auf 1.70 sowie der Langschädelform feststellen. Ihre Kultur wurdewegen ihrer gewalttätigen Einfälle in die Regionen ltaliens, Griechenlands und Kleinasiens von den Mittelmeerbewohnern als brutal und barbarisch empfunden. Die Mittelmeervölker trugen den Sieg davon.

Das Wissen über die Eisenzeit stammt hauptsächlich aus der Erforschung von Gräbern und Gräberfeldern. ln dieser Epoche wurde als wichtigster Werkstoff das Eisen verwendet, deshalb der Begriff Eisenzeit. Diese wird nach zwei bekannten Fundorten in zwei Zeitabschnitte aufgeteilt: in die Hallstattzeit nach dem Fundort in Hallstatt im österreichischen Salzkammergut und in die Latènezeit nach dem Fundort La Tene am Neuenburgersee. Hallstatt bezeichnet die ältere Eisenzeit von 800 bis 480 v. Chr., Latène die jüngere Eisenzeit von 480 bis 30 v. Chr. Der Übergang zur Latènezeit wird von den Prähistorikern an einem neuen Verzierungsstil festgemacht, der bei Metallgegenständen angewandt wird.


Die grossen Neuerungen der Eisenzeit waren weniger die Verhüttung des Eisenerzes als vielmehr die Verwendung der Töpferscheibe, des eisenbeschlagenen Pfluges und die Verbreitung des Geldes nördlich der Alpen. ln der Latènezeit spielte das Pferd als Reit- und Zugtier sowie als  Fleischlieferant eine wichtige Rolle. Ein Drittel aller Haustiere waren Pferde. Obschon das Eisenerz im Gegensatz zu Kupfer und Zinn überall reichlich vorkam, wurde Eisen in der Schweiz sparsam verwendet.


Die Spuren der damaligen Bewohner sind nicht etwa in Siedlungen, sondern in ihren vielen Grabhügeln zu finden, Vom Rhein bis zum Waadtländer Jura finden sich eine Menge Hallstatt-Grabhügel mit Beigaben. Sie sind in der Regel 2 bis 3 m hoch und haben einen Durchmesser von 10 bis 20 m. Die Toten wurden oft in der Nähe des Bestattungsortes kremiert und auf dem Grund der Grabhügel, manchmal in Urnen, bestattet. Die Grabbeigaben umfassten zahlreiche Gefässe, Waffen wie Schwerter mit Eisenklingen, Bronzegegenstände wie Schmuck, Armringe, Nadeln sowie Goldschmiedearbeiten. Herausragend sind die mit Pferdedarstellungen geschmückte Schale aus Gold von Zurich-Altstetten und das Bronzegefäss von Grächwil (bei Meikirch, Kanton Bern).

Hydria Graechwil ca 570v chr


Der hier abgebildete Wasserkrug (gr.Hydria) stammt aus Grossgriechenland, wahrscheinlich Tarent (Apulien) und ist ungefähr in die Zeit um 570 v. Chr. zu datieren. Darauf ist die Herrin der Tiere (potnia theron) dargestellt, eine weibliche geflügelte Gottheit, die von vier Löwen, zwei Hasen und zwei Schlangen begleitet wird. Auf ihrem Haupt thront ein Adler mit geschlossenen Flügeln. Heute befindet sie sich als Prunkstück im Historischen Museum Bern.

Aus den Grabhügeln mit ihrer reichen Ausstattung lässt sich schliessen, dass sich die Gesellschaft der Hallstattzeit durch soziale Unterschiede ausgezeichnet haben muss. Fürsten oder aristokratische Oligarchen übten die politische Macht in verschieden grossen Herrschaftsgebieten aus. Der Besitz von Weideland für die Viehherden und von Ackerland für die Getreideproduktion genügt nicht, den Aufwand der Fürsten der Hallstattzeit zu erklären, hingegen der Abbau von Salz und deren Transport in ganz Europa. Nur gute Handelswege lassen erklären, dass die Hydria von Grächwil an ihren Fundort gelangt ist.